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Die literarische Woche

Dienstag: Bei der Lesung gefror den Juroren bei den Klagenfurter Lesungen im vergangenen Jahr der Blick. Da las der Schweizer Reto Hänny einen Text, der mit denkbarer Kaltblütigkeit und großer Präzision die denkbar größten Grausamkeiten schildert. Eine schneidende Prosa erzählt vom Aufgeschnittenwerden, berichtet mit folternder Genauigkeit vom Gefoltertwerden. Trotzdem haben die Juroren Hänny den ersten Preis gegeben, denn sein Erzählen funktioniert wie eine Maschine: kalt und perfekt. Literaturhaus, 20 Uhr

Donnerstag: Wie ist Tokio zu beschreiben? Als Ensemble radikalisierter Moderne, mit überfüllten U-Bahnen, totaler Computerisierung und durchschlagender Angestelltenkultur? Oder im Gegenteil als durch Traditionen bestimmt? In keiner anderen Kultur mischen sich moderne und archaische Tendenzen so sehr wie in der japanischen. Und der Blick vom Abendland aus auf Japan ist immer noch von Vorurteilen, Unkenntnis und einer ganz gehörigen Angst geprägt. Da ist jede differenzierte Nachricht aus dem Land der aufgehenden Sonne zu begrüßen. Stephan Wackwitz gibt sie in seinen Essays, die im vergangenen Herbst in dem Sammelband Tokyo. Beim Näherkommen durch die Straßen erschienen sind. Niemand anderes als John Berger schrieb darüber: „Ich bewundere seine Aufsätze sehr, voller unvorhersehbarer Wendungen besitzen sie Antennen für das, was gerade geschieht, was aber noch keiner formuliert hat.“ Literaturhaus, 20 Uhr

Klaus Theweleit weilt wieder in der Stadt, diesmal liest er aus seinem neuen Band Das Land, das Ausland heißt. Er enthält für diesmal kein ausuferndes Gesamttextkonglomerat, sondern Essays, Reden und Interviews zu Politik und Kunst. Aufgrund des zu erwartenden großen Andrangs wurde die Veranstaltung von der Heinrich-Heine-Buchhandlung in die HWP verlegt. HWP, gr. Hörsaal, 19.30 Uhr

Sonntag: Sie war eine Leibwächterin des chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Unter der Folter wurde sie nach dem Putsch zur Verräterin. Jetzt hat Luz Arce ihre Autobiographie geschrieben, die auf deutsch in der Hamburger Edition, der Reihe des Instituts für Sozialforschung, erschienen ist. Die Lesung findet statt im Rahmen der umfangreichen Aktivitäten des Instituts, die Destruktivitätsgeschichte unseres Jahrhunderts aufzuarbeiten. Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 11 Uhr

drk

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