■ Querspalte
: Über Gentlemen & Pflichten

Eine Frage, RTL! Was stellst du dir eigentlich unter der „Pflicht des Gentleman“ vor? Das, was Martin Luther mit „in der Woche zwier“ festgelegt hat?

Wie? Aaah, so! Der Ex-NVA-Offizier und Gentleman ist Henry Maske. Der, über den das schöne Bonmot geht: Jeder, der ihn nicht kennt, liebt ihn. Maske ist Weltmeister im Halbschwergewicht (IBF). Und du, RTL, bist Weltmeister im Ersinnen von Kampfmottos (IBF). Zwischen den Rocchigianis und Maske war alles eine Frage der Ehre. Dann schlug Schulz die Stunde der Wahrheit. Nun heißt es: „Power & Glory – Die Pflicht des Gentleman“.

Äh, was ist eigentlich eine Pflicht? Da stellen wir uns einmal ganz naiv und definieren: Pflicht ist die objektive Notwendigkeit einer Handlung. Welche sich aus einem moralischen Begründungsprinzip ergibt. Etwas, was man tun muß. Nicht unbedingt etwas, was man immer gern tut. Champagner aus Pappbechern trinken etwa. Fair bleiben, auch wenn der andere gewinnt. All dieser Kram. Pflicht ist, brrr, eine Tugend. Irgendwie aber auch Dienst.

Warum nun muß man sich – moralphilosophisch betrachtet – den Kampf, den du, RTL, heute abend (22.30 Uhr) live aus Dortmund überträgst, unbedingt angucken? Weil wir alle schließlich nur unsere Pflicht tun. RTL expects every Zuseher to do his duty! Und worin besteht noch mal die von Henry Maske? Darin, einen jamaikanischen Herausforderer abzubügeln? In zwölf Runden. Aber bitte nicht früher, wg. der Werbespots (30 Sekunden à 189.000 Mark). Gelingt das, so sprechen wir mit dem kategorischen Thoma und seinem Chefredakteur Mahr („De officiis“) von officium perfectum!

Es muß gesagt werden: Die RTL- Sportredaktion hatte nach monatelangem Sinnen eigentlich einen eigenen Einfall. „Maskenball“! Wie Maske. Und Ball. Karneval statt Kant? Viel zu profan! Von Henry Maske ist zu hören, er habe intern geklagt, er sei ja mal wieder nicht gefragt worden. Laut würde er das kaum sagen. Dieser Gentleman, man weiß es, tut seine Pflicht – er schweigt. Peter Unfried