Keine triumphale Wachablösung

■ SG Flensburg-Handewitt ist nach 28:25-Sieg über THW Kiel Titelkandidat Von Folke Havekost

In der Bewertung waren sich beide Seiten einig. Nach dem 28:25 der SG Flensburg-Handewitt über Meister THW Kiel wurde unter den 3500 Zuschauern in der ausverkauften Fördehalle allgemein von einer hochklassigen Partie gesprochen.

Ansonsten überwog bei beiden Vereinen die Verschiedenheit – mit günstigen Vorzeichen für eine Wachablösung der Kieler als Nummer eins – nicht nur im Norden. Während der THW zuletzt von einer Niederlage zur nächsten stolperte, herrschte in Handewitt eitel Sonnenschein. Der dänische Erfolgstrainer Anders Dahl-Nielsen verlängerte seinen Vertrag in der letzten Woche bis 1998.

Auch das Umfeld wurde professioneller gestaltet, um dem holsteinischen Hegemon die Stirn zu bieten. Zu Beginn der Saison bildete die SG Flensburg-Handewitt eine GmbH & Co. KG, um ihre Finanzen längerfristiger planen zu können. Ausgerechnet mit einem Kieler Hauptsponsor (Provinzial-Versicherung) finanzierte man einen 2,3-Millionen-Mark-Etat, der allerdings immer noch rund 60 Prozent unter dem der Kieler liegt.

Beim THW Kiel machen sich dagegen nach längerer Dominanz Abnutzungserscheinungen breit. Die jüngsten Niederlagen zehren massiv an den Nerven, doch bereits vorher gab es Krisenzeichen. Kurz nach Weihnachten wurde der ehemalige Nationalspieler Hendrik Ochel wegen mangelnden Einsatzes aus dem Kader suspendiert. Auch danach waren Motivationsprobleme einzelner Spieler kaum zu übersehen.

Eine triumphale Wachablösung gab es gestern in der Fördehalle trotz der vermeintlichen Zeitenwende nicht zu sehen: 3:3 (3.), 11:11 (25.), 14:14 (30.), 21:20 (45.) – richtig absetzten konnten sich die Wikinger der SG von den Kieler Zebras nicht. Doch letztlich war es einmal mehr der verletzte Regisseur Magnus Wislander, der dem THW fehlte. Die Folge waren etliche Ballverluste im Aufbauspiel, die die Flensburger immer wieder zu erfolgreichen Tempogegenstößen nutzen konnten.

Trotzdem mußte die SG bis zur Schlußminute um den ersten Bundesliga-Sieg gegen den THW zittern – zu frisch war noch die Erinnerung an das Hinspiel, in dem den Kielern mit der Schlußsirene der Ausgleich gelang. Doch 60 Sekunden vor Ende der Begegnung überwand der überragende Rückraumspieler Jan Fegter den Kieler Keeper Michael Krieter zum dreizehnten Mal und traf damit zum 28:25.

In der Tabelle haben die Flensburger (24:14) nun nach Minuspunkten mit dem Rivalen aus der Landeshauptstadt (26:14) gleichgezogen. Davon kann ein anderer Nordvertreter nur träumen: Der VfL Bad Schwartau verlor am Freitag deutlich mit 13:25 in Walllau-Massenheim und bleibt mit 8:30 Punkten Tabellenletzter.