: Fälschen kann ziemlich teuer werden
■ Ikea fordert wegen „Stern TV“-Film über Kinderarbeit 420.000 Mark Schadenersatz. Born-Komplize festgenommen
Im Gefolge der Enthüllungen über die teilweise gestellten TV- Dokumentationen des Michael Born muß sich „Stern TV“ nunmehr auch auf Schadensersatzforderungen einrichten: Am Wochenende kündigte der schwedische Möbelriese Ikea seine Ansprüche an. Zwei Millionen Kronen, umgerechnet rund 420.000 Mark, will man nun als Ersatz für Umsatzeinbußen haben, die der Elchkonzern nach der Ausstrahlung des von Michael Born produzierten Materials in „Stern TV“ auf RTL hatte.
Dort waren die Bedingungen geschildert worden, unter denen Kinder in Indien Teppiche herstellen mußten, die dann angeblich von Ikea verkauft wurden. In den Ikea-Warenhäusern blieben anschließend die Teppiche liegen. Gerade bei der vorwiegend jüngeren KäuferInnenschicht hatten die Enthüllungen empfindlich am Firmenimage gekratzt.
Doch dann stellte sich heraus: Die kritikwürdige Teppichproduktion durch Kindersklaven gab es zwar, nur die Teppiche landeten nicht bei Ikea. Der Möbelmulti war nämlich schon Monate zuvor wach geworden, nachdem das schwedische Fernsehen eine eigene Dokumentation ausgestrahlt hatte, in der es tatsächlich um für Ikea in Kinderarbeit produzierte Teppiche ging. Das gesamte Netz über die Händler und Zwischenhändler bis hin zu den Produktionsstätten wurde durchforstet, um soweit als möglich den Verkauf von Teppichen, die an Webstühlen festgekettete sechsjährige Kinder produzierten, ausschließen zu können.
Umso peinlicher für Ikea der später ausgestrahlte „Stern TV“- Bericht, der auch in schwedischen Medien sein Echo fand: Offenbar hielten die verschärften Kontrollen also nicht, was man den VerbraucherInnen versprochen hatte. Doch dann kam heraus: Die Filmszenen zeigten gar nicht Teppiche, die bei Ikea landen. Jetzt argumentiert der Konzern, daß der beobachtete Verkaufseinbruch in Deutschland und ein zweiter KäuferInnenboykott in Schweden auf die Fälschung zurückzuführen seien.
In Deutschland ist derweil ein mutmaßlicher Komplize von Michael Born festgenommen worden. Der 29jährige soll, wie die Staatsanwaltschaft Bild am Sonntag mitteilte, u.a. in einem gefälschten „Stern TV“-Bericht als Ku- Klux-Klan-Führer Naziparolen geäußert haben und auch als angeblicher Kokain-Dealer aufgetreten sein. Reinhard Wolff, Stockholm
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