■ Meisenknödel im Test (2): Tierliebe im Hängebeutel
Im Jahr 1963 erfand der Einzelhandelskaufmann Erdtmann senior aus Lauenburg in Schleswig- Holstein den Meisenknödel. Er gründete eine Firma in seiner Heimatstadt, die sich schon bald zu einer der größten Tierfutterproduzenten Deutschlands entwickelte. Seine Söhne Christoph und Franz setzen seit einigen Jahren das Werk ihres Vaters fort. Mit großem Erfolg: Jeden Winter verkauft Erdtmann europaweit – außer im meisenlosen Island – über 30 Millionen Meisenknödel. Spezialität der Firma aber sind die patentierten „Meisenkerzen“, etwa 20 Zentimeter lange Knusperstangen zum Aufhängen. Seit einigen Jahren versucht die Firma Vitakraft aus Bremen mit dem kerzenförmigen „Meisen-Nüssli“ die Monopolstellung von Erdtmann zu knacken.
Der Meisenknödel, eine Melange aus Sämereien und Rindertalg im Hängebeutel, wurde, da vom Erfinder nicht rechtzeitig patentiert, von zahlreichen Firmen im In- und Ausland kopiert: Sie drängen sich seitdem um den immer enger werdenden Meisenknödelmarkt. Denn das Geschäft mit der Tierliebe boomt. Doch wer garantiert für die Qualität der Wildvogelnahrung?
In einer Testreihe wurden Meisenknödel und meisenknödelähnliche Produkte von insgesamt fünf Produzenten unter die Lupe genommen und auf Verpackung, Inhaltsstoffe und Preis hin untersucht und beurteilt. Zusätzlich konnten durch eine Winterverfütterung an freilebenden Tieren (20. 12. 95 bis 20. 1. 96/Berlin-Waldemarstraße/Bethanienpark) erstmals bestehende Vorlieben und Abneigungen von Blau- und Kohlmeisen gegen bestimmte Meisenknödelfabrikate ermittelt werden. Für diese Testreihe wurde eigens ein Meisenknödeltestgehänge konstruiert.
Die Meisenquote resultiert aus der Differenz zwischen Knödelgewicht vor und nach der vier Wochen währenden Verfütterung. Wolfgang Müller
Weitere Untersuchungsergebnisse: www.icf.de/Meisenknoedel
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