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Lauter Ein-Mann-Orchester

■ Der schlimmste Feind des Gästeführers ist der Walkman Von J. Denzel

Ist die Alster ein See oder ein Fluß? Warum steht das Rathaus auf 4000 Eichenpfählen? Warum ist ein Pudel im Logo der Laeisz-Reederei zu sehen? Brisante Fragen, die gestern 999 Schulkinder außerlehrplanmäßig auf einer Innenstadtrallye zu beantworten versuchten. Organisiert hatte die Spurensuche die Arbeitsgemeinschaft der offiziellen Gästeführer der Tourismus-Zentrale Hamburg (ARGE), die gestern im gut geheizten Zelt auf dem Rathausmarkt den ersten Internationalen Gästeführertag beging. Denn vor genau 21 Jahren hatte sich die „World Federation of Tourist Guide Lectures“ gegründet.

Die Rallye war dabei nur ein Programmpunkt von vielen. Das Publikum gesetzteren Alters wurde herumgefahren: Nahezu pausenlos standen kostenlose Stadtrundfahrten und -rundgänge und Fleetfahrten auf dem Programm.

„Wir sind von der guten Resonanz doch etwas überrascht“, freut sich Organisatorin Gisela Bianco im rappelvollen Informationszelt. In einer Ecke gibt's Glühwein und Kuchen, in der anderen klampft und singt Abi Wallenstein, während mittendrin Offizielle GästeführerInnen Rede und Antwort stehen.

„Ein richtig guter Gästeführer ist wie ein Orchester in der Oper: Er untermalt die Eindrücke, die der Besucher aufnimmt“, erklärt die Führerin Margret Flügge. Die Untermalung muß dabei individuell auf die Gruppe abgestimmt werden: Auf den Schweizer Karnevalsverein, der „eine lustige Führung“ möchte, auf Bundeswehroffiziere, denen Gruppenführer ohnehin nicht fremd sind, oder auf meist desinteressierte Schulklassen, die oft den Angstgegner jedes Gästeführers bei sich tragen: den Walkman. Margret Flügge reagiert dann deutlich: „Denen sage ich dann, daß ich Hamburg eigentlich genug kenne und auch gerne nach Hause gehe, wenn sie den nicht abnehmen wollen. Das hilft meistens.“

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