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Vulkan – Opfer einer Intrige?

■ Lambsdorff: Vulkan war immer zuviel / Commerzbank-Indiskretion leitete Fall des Vulkan ein

Der frühere FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff ist für seine klaren Worte bekannt. Gestern sagte Lambsdorff, was fachkundige Beobachter nur leise denken: Der Vergleichsantrag des Vulkan-Verbundes, dem gestern der der Lloyd-Werft folgte, ist nichts weiter als der Versuch, Zeit vor dem Konkurs zu gewinnen. Lambsdorff hatte schon 1992 im Bundestag gesagt, es könne keinem Steuerzahler zugemutet werden, in diese Situation hinein auch noch Geld zu geben. Schuld sei nun der Bremer Senat, in dessen Einfluß der Vulkan zu einem „Musterfall von schlimmer Staatswirtschaft“ verkommen sei.

Für die Eletronik-Tochter des Vulkan, STN-Atlas, gab es gestern ein Aufatmen: Mit dem Beschluß, daß die STN von dem zentralen Cash-Management des Verbundes abgeschnitten wird, in das mindestens 200 Millionen in den vergangenen Monaten abgeflossen waren, erhielt das Unternehmen wieder einen wirtschaftlich selbständigen Status. Praktisch postwendend bewilligte das Bankenkonsortium eine Kreditlinie von insgesamt 200 Millionen für die STN. Damit wird die STN von dem Strudel, in den der Vulkan gerissen wird, verschont bleiben. Im Hintergrund sollen Vertreter der Banken und der staatseigenen Hibeg, denen die STN über Verpfändungen weitgehend gehört, sich darauf verständigt haben, im Eventualfall die STN in eigene Regie zu übernehmen. Dieser Fall wird akut, wenn die bremischen Schiffbau-Standorte ins Trudeln kommen und eine „bremische“ Verbund-Lösung nicht mehr infrage kommt. Finanzsenator Nölle bestätigte gestern die Möglichkeit einer Herauslösung der STN.

Nach Meldungen von Radio Bremen bestätigte das Bundesamt für den Wertpapierhandel gestern, daß die Bremer Staatsanwaltschaft wegen Verstoßes gegen das Wertpapiergesetz ermittelt. Der freie Fall des Vulkan hatte im Herbst letzten Jahres damit begonnen, daß über Indiskretionen der Commerzbank die Nachricht von dem erneuten Kapitalbedarf von 300 Millionen bekannt geworden war. Diese illegale „Indiskretion“ führte zu einem Verfall des Vulkan-Kurses von 97 Mark am 5.9. auf 58.- Mark am 11.9.1995. Schon am 8.9. begann ein schwunghafter Handel mit den Vulkan-Papieren, mehr als eine Million Aktien wurden in den drei Tagen bis zum 11.9. gekauft.

Auch in den darauf folgenden Monaten begleiteten dauernde Indiskretionen den Druck der Commerzbank-Vertreter im Aufsichtsrat auf den alten Vulkan-Chef Hennemann. Auch nach dem erzwungenen Ausscheiden Hennemanns ließ dieser Druck nicht nach.

Wie der Sprecher der Commerzbank, Peter Pietsch, schon damals gegenüber der taz bestätigte, hatte er mit einem Journalisten der Frankfurter Rundschau über den 300 Millionen-Finanzbedarf geredet. Von wem er damals dazu ermächtigt worden war, dazu wolle er „jetzt nichts sagen“, erklärte Pietsch gestern. Die Nachricht fand damals über alte berufliche Kontakte ihren Weg in den Weser Kurier.

Radio Bremen erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß schon im August 1995 bekannt geworden war, daß die Commerzbank, Hausbank des Vulkan und Konsortialführer der in den letzten Monaten blockierenden Banken-Gruppe, für 1,5 Milliarden Mark weitere Anteile am Thyssen-Konzern erworben hat. Damit hält die Commerzbank 25 Prozent an der zu Thyssen zählenden Hamburger Werft Blohm&Voss. Der Vulkan konkurriert mit Blohm&Voss, zuletzt um lukrative Fregatten-Aufträge. K.W.

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