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Klischees von Coolness

■ In der Kerouac-Adaption "Sabs" verkitscht Teleschow (Forum) die Beatniks

Monument Valley, Highway, flirrende Hitze, ein Jazz-Saxophon, dann eine Stimme: „Baby, Baby.“ „Sabs“ hat seinen ersten Lacher, allerdings ganz ohne Absicht. Fortan schweigen schöne Menschen lange, dann sagen sie, während ihnen die halblangen Haare fotogen in die Augen wehen, Dinge wie: „Die Frau ist die Quintessenz.“ Dann setzt wieder das Saxophon ein, cool, sehr cool. Dann passiert wieder nichts.

Sehr schnell wird man der Postkartenklischees müde, die, da wären Sie nie drauf gekommen, doch tatsächlich in Schwarzweiß (besonders wertvoll!) gedreht sind. Noch eine Fahrt durch eine nächtlich leuchtende Stadt vielleicht? Haben wir im Angebot. Auch Wolken, die am Mond vorbeiziehen. Ich habe noch nie erlebt, daß sich ein Kino so stetig leerte.

Immer wieder werden „schöne Bilder“ ausgestellt, der Debütregisseur ist schließlich Fotograf. Gleb Teleschow hat „nach Motiven“ von Jack Kerouacs Erzählung „The Subterraneans“ gedreht, legt aber Wert darauf, daß es keine Verfilmung sei. „Die Sprache dieses Klassikers“ sollte „auf die Leinwand übertragen“ werden. Was sich da aber träge dahinwälzt, ist ein Klischee von Coolness. Beatniks waren zudem gar nicht cool, sie waren Quasselstrippen. Kerouac läßt einen der Unterirdischen sagen: „Sie sind hip, aber nicht raffiniert, sie sind intelligent, aber nicht sentimental, sie sind verflucht intellektuell und wissen alles über Pound, aber sie sind nicht anmaßend und reden nicht andauernd drüber.“ Teleschow läßt demonstrativ eine Leere des Augenblicks raushängen, die jeden Beatnik abgestoßen hätte, weil nach Auffassung der „verlorenen Generation“ gerade jeder Augenblick ausgelebt werden sollte. Wahrscheinlich war das ein schrecklich pathetischer Haufen damals, aber sie hätten definitiv keine Zeit für einen solchen Film gehabt. Als Kerouac mit Neal Cassady um die Häuser zog, hörten sie Bebop und nicht Cool-Jazz, schon weil der damals noch nicht erfunden war.

Natürlich kann und soll es um historische Genauigkeit gar nicht gehen. Deswegen ist es tatsächlich ein wenig lustig, daß der verbeulte 36 Chevy hier eben ein verbeulter 2CV-Kastenwagen ist. Aber der Film im Ganzen ist schlicht langweilig: Leere Flaschen und volle Aschenbecher haben wir doch alle zu Hause. Thomas Winkler

„Sabs“, Rußland 1995, 65 Min., Regie: Gleb Teleschow.

Heute, um 22.30 in der Akademie der Künste und morgen um 20 Uhr im Babylon im Zeughauskino

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