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Vulkan: Arbeit für den Staatsanwalt

■ Treuhandnachfolgerin stellt Strafanzeige gegen Ex-Vorstand. Das Geld für die Ostwerften bleibt verloren

Berlin (taz) – Die Treuhandnachfolgerin BvS hat Strafanzeige gegen den früheren Vulkan-Vorstand gestellt. Der größte Teil der Gelder, den die beiden Werften in Stralsund und Wismar beim Mutterkonzern abliefern mußten, wurde vertragswidrig langfristig in Westdeutschland investiert. „Das Geld ist weg“, ist sich Vulkan- Vergleichsverwalter Wellensiek sicher. „Eine fristgerechte Rückführung an die ostdeutschen Betriebe war von Anfang an unmöglich“, sagte gestern in Berlin der BvS-Präsident Heinrich Hornef.

Gewußt davon hat offenbar der gesamte Holding-Vorstand. Das jedenfalls ergaben Recherchen, die das Wirtschaftsprüfungsbüro KPMG im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) in den letzten Tagen durchführte. Aber auch andere sollen schon lange über die katastrophale Wirtschaftslage des Vulkan informiert gewesen sein: Wirtschaftsprüfer, Bankenvertreter und Abgesandte der Landesregierung bereits auf einer Sitzung im August in Bremen. Die BvS erfuhr nach eigenem Bekunden nichts davon. Sie verließ sich auf Berichte der Wirtschaftsprüfungsfirma C & L Treuarbeit, die eifrig über den zufriedenstellenden Gang der Dinge berichtete. Auch die Meldungen aus der Chefetage des Konzerns klangen stets beruhigend. Noch Ende April 1995 äußerte Ex- Vulkan-Chef Hennemann: „Für 1995 (ist die) geplante Rückkehr zur Dividendenfähigkeit abgesichert.“

„Eine Privatisierungssituation ist nicht enorm konfortabel, wenn es nur einen Verhandlungspartner gibt“, beschreibt einer der BvS-Direktoren, Dirk Groß-Blotekamp, den Hintergrund, warum der Vulkan bei der Vertragsgestaltung 1992 große Zugeständnisse herausschlagen konnte. Nur „schweren Herzens“ habe man sich darauf eingelassen, dem Vulkan 535 Millionen Mark Verlustausgleich sofort zu überweisen. Andererseits sei diese Lösung auch ganz günstig erschienen, weil man mit einem noch höheren Minus der Werften in den nächsten Jahren gerechnet habe. Konsequenz dieser Entscheidung war jedenfalls, daß die Treuhand und später die BvS kaum Einblick in die tatsächliche wirtschaftliche Situation des Vulkan bekommen konnte. Zwar habe man immer wieder Informationen gefordert. „Es gab eine ununterbrochene Kette von Bemühungen, zu kontrollieren“, so Hornef. Aber erzwingen lasse sich der Blick in die Bücher eben nicht. Und der Vulkan habe stets darauf bestanden, daß es mit den im Vertrag vereinbarten Überprüfungen gut sein müsse: alle Vierteljahr ein Bericht aus der Chefetage und einmal im Jahr die Kontrolle eines Wirtschaftsprüfers.

Gestern trafen sich unterdessen Bankenvertreter mit Wellensiek. Ein BvS- Vertreter war wieder nicht dabei. Hornef appellierte von Ferne, die Banken sollten sich ihrer besonderen Verantwortung bewußt sein – „in ihrer Rolle als informierte Kreditgeber und in Hinblick auf ihre Präsenz im Aufsichtsrat“. Auch in Berlin sollte gestern abend über den Vulkan- Crash und die Folgen gesprochen werden. Wirtschaftsminister Rexrodt, dessen Ministerium die beruhigenden Berichte nach Brüssel weitergeleitet hatte, wollte mit der BvS nach Lösungen für die ostdeutschen Betriebe suchen. Annette Jensen Seite 6

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