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Serviles Selbstzitat

■ Die Pop-Punk-Paten Bad Religion erfinden sich immer wieder selbst

Bad Religion umgibt ein merkwürdiges Flair: Zweifellos sind sie eine Legende – bereits seit 1982 tingeln sie mit ihrem einfachen, melodiösen Pop-Punk regelmäßig durch die ganze Welt. Ernsthafte Anerkennung blieb dem kalifornischen Quintett um den Sänger und Songwriter Greg Graffin trotz des Erfolgs dennoch bis heute verwehrt. Vielleicht nicht zu unrecht. Denn musikalische Entwicklungen, Überraschungsmomente oder textliche Kontroversen sucht die Hörerin auf ihren Platten immer wieder vergebens. So auch auf dem neunten Album, das mit The Grey Race einen Titel trägt, den sie als Metapher für die Menschheit betrachtet haben wollen, die nicht mehr in der Lage sei, Zwischenschattierungen zu sehen.

Was nützt es da, wenn Greg Graffin erst kürzlich auf einer Promotion-Tour im Hamburger Marriott-Hotel guten Willens verkündete: „Wir wollten jedes Jahr immer etwas besser machen, als in den letzten. Auf dem neuen Album wollten wir eine neue Stufe des Sounds und unserer Sichtweise erreichen. Diese Ziele zu erreichen, war für uns recht einfach, auch wenn sie so hoch wie nie zuvor gesteckt waren.“

Nachdem der Bandmitbegründer, Gitarrist und Betreiber ihrer langjährigen Plattenfirma Epitaph, Brett Gurewitz, die Band nach ideologischem Zwist und dem Major-Debüt Stranger Than Fiction verließ, bat Graffin kurzerhand den Dag-Nasty-Gitarristen Brian Baker, dessen Part zu übernehmen und schrieb mit ihm einen Großteil des neuen Materials. „Brett war mehr und mehr mit Marketing-Fragen und damit, wie wir Bad Religion als Teil einer Szene vermarkten können, beschäftigt“, erklärt Graffin erstaunlich sachlich. „Ich hingegen lehne es ab, auf diese Weise vermarktet zu werden.“

So ablehnend sich Graffin auch gerne über die Vermarktung seiner Band äußert, macht er dennoch keinen Hehl daraus, daß er mit Bad Religion, mittlerweile in den Händen von Dragnet/Sony, so erfolgreich und groß wie nur irgend möglich werden will. Natürlich nur, um von den gierigen Fängen des ach so bösen Musikzirkus, wie er sagt, wirklich „unabhängig“ zu werden. Ansporn dafür könnte auch das letztjährige Überhol-Manöver von Bad-Religion-Nachfahren wie Green Day, Weezer und Offspring gewesen sein, das bei den Plattenfirmen gar den Schrei nach einem Punk-Revival heraufbeschwor. Während es Green Day im April in die Sporthalle zieht, stellen sich Bad Religion ihren Fans weiterhin in der Fabrik, auch wenn sie heimlich schon mit der großen Halle liebäugeln. Timo Hoffmann Fr, 1. März, 21 Uhr, Fabrik

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