■ Querspalte: Realreal - das Drama mit Harald
In Bild gibt es Leben live, da will man gern mit dabeisein. Weil das auch besser ist als der Film-Film auf Sat.1. Im Leben live gibt's Harald Juhnke (66). Nicht immer, aber immer öfter. Leben pur.
Letztes Jahr im Winter hatte der melancholiekranke Berufsberliner (65) in Bild eine Affäre mit der 18jährigen Nachwuchsschauspielerin (Frau Holle) Christiane und gab betrunken im Pyjama irgendwelchen Boulevardtussen Interviews darüber, wie er das junge Ding in sein Bett lockte – Frau Susanne (50) kam und rettete ihn. Im Sommer lag er wegen Trinkens ein paar Tage im Koma und konnte den Frosch in der Fledermaus nicht spielen. Suchtexperten zeigten sich betroffen. Bild drohte mit Mord: „Dein letzter Absturz war eine bittere Warnung. Bitte setz Dein Leben nicht noch mal aufs Spiel!“
Nur Günter Duchow aus Berlin-Friedrichshain empörte sich in einem Leserbrief: „Ich lese täglich fünf Zeitungen komplett und betreibe nebenher noch meinen eigenen Zeitungsausschnittdienst. Die Hauptstadt-Presse hat in den letzten Augusttagen etwa 0,5 Quadratmeter wertvolles Papier zum Thema „Juhnke“ bedruckt. [...] Warum kann sich dieser Mann alles erlauben?“ Darum.
Zur Jahreswende dann wehrte sich der Entertainer endlich mal: Nach neuerlichen „Alkoholexzessen“ ohrfeigte er Medienstasi Dina Speranza (33) vor laufender Kamera. Seit einer Woche nun ist er wieder dabei. „Juhnke, wer kann ihn stoppen“, „der fünfte Tag: Er geht wieder trinken“, „läuft ziellos über stark befahrene Straßen. Fünfmal hintereinander. Als wollte er, daß ihn ein LKW erfaßt“ (Bild). Die Frau, Susanne (50), ist schuld, denn sie ist in Paris, „aber sie kommt nicht [...]. Sie ist die einzige, die ihn retten kann.“
Männerdramen, Leben live und, um ins Moralische abzustürzen: Etwa 2.000 sterben hierzulande jährlich zumeist an den Bedingungen der Illegalität, unter denen sie illegale Drogen konsumieren; zirka 40.000 an Alkohol. Und Juhnke trinkt in Wirklichkeit seit zehn Jahren „Seen von Mineralwasser mit Genuß und Freude“. Detlef Kuhlbrodt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
