piwik no script img

Lübecker Brand: Abschiebung und Demo-Behinderung

Der 35jährige Nigerianer Victor A., der die Mordbrennerei in einer Lübecker Flüchtlingsunterkunft nur knapp überlebte, wartet in Abschiebehaft auf seine Ausweisung. Der Mann soll ausgeflogen werden, sobald ein komplizierter Beinbruch, den er sich bei seinem Sprung aus dem Fenster zugezogen hatte, ausgeheilt ist. Sein Asylbegehren war im Dezember 1995 abgelehnt worden. Daraufhin war er im Flüchtlingsheim an der Hafenstraße untergetaucht. Nach dem Brand floh der Afrikaner erneut, beging dann aber den Fehler, sich im Vertrauen auf die Aussagen des Lübecker Bürgermeisters Michael Bouteiller (SPD) der Eutiner Ausländerbehörde zu stellen. Bouteillier, der gesagt hatte, daß kein Betroffener der Brandkatastrophe abgeschoben werden dürfe, intervenierte nach Bekanntwerden des Falles beim Innenministerium. Erfolglos: Mit der Begründung, der Fall sei „ausländerrechtlich ausgereizt“, wies das Ministerium die Bürgermeister-Beschwerde zurück.

Stark eingeschränkt wurde unterdessen eine Erlaubnis für die heutige Knast-Kundgebung für den Libanesen Safwan Eid, der von der Staatsanwaltschaft beschuldigt wird, den Brand gelegt zu haben. Das Lübecker Ordnungsamt untersagte den VeranstalterInnen die Verwendung von Lautsprechern und Megaphonen. Begründet wird das Verbot mit einer „Gefahrenprognose“ von JVA-Chef Dieter Schmelzer, der „eine Gefährdung der Anstaltssicherheit“ befürchtet. Schmelzers Begründung: Die in Lübeck untergebrachten Abschiebehäftlinge seien allesamt „gewaltbereit“. Für das Antirassistische Telefon – Mitveranstalter der heute um 14 Uhr vor der JVA am Marliring beginnenden Demo – ist diese Äußerung ein Zeichen des „offenen Rassismus'“ der Anstaltsleitung. mac

Siehe auch Bericht S.4.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen