: Elend im Doppelpack
■ Auch nach dem tristen 1:1 beim KFC Uerdingen hält Köln an Seher Engels fest
Krefeld (taz) – Bodo Illgner stellte danach fest, es wäre „alles durcheinandergelaufen“, sein FC sei „total neben der Kappe“ gewesen. Aber er sei „zufrieden“. Auf die Frage nach den Perspektiven philosophierte Olaf Janßen: „Die Perspektive ist das nächste Spiel.“ Und freute sich. Genau wie Manager Bernd Cullmann („der Culli“), dessen ergrautes Haar einziges Attribut vermeintlicher Seriosität zu sein scheint. Und auch Trainer Stephan Engels („der Steph“) freute sich, reckte nach dem unverdienten 1:1 seines debakulösen Geißbockclubs in Krefeld die Faust als Ausdruck von Erleichterung und kindlicher Anbiederung Richtung unerklärlich jubelnder Fans und erklärte: „Isch bin zufrieden.“
Ja, so ist er, der Kölner. Immer haarscharf an der Wirklichkeit vorbei. Grottengrausam hatten sie in Halbzeit eins herumgebolzt, daß es ein Fest für schadenfreudige Naturen war: „Hohes Niveau“ höhnte auf der Tribüne Ex-Coach Udo Lattek nach einer wilden Kerze von Martin Braun. Und zu neunt hatte der FC in den Schlußminuten unverschämten Dusel, als der Schiedsrichter zwei heftig geforderte Elfmeter für die anfangs vergleichsweise starken, später auf Köln-Niveau nervösen Uerdinger nicht gab. Dennoch war Engels beleidigt, weil sein österreichischer Einwechselspieler Anton („der Toni“) Polster wegen Faustschlags vom Platz gestellt wurde. „Der Schiri hatte heute überhaupt keine Form“, der war „völlig überfordert“, quengelte Kölns Coach.
Ja, so ist er, der Stephan Engels. Posaunt als Fußballseher vor dem Spiel im Radio, man werde gewinnen durch Tore von Goldbaek und Kohn. Stellt beide dann auch konsequenterweise auf – nimmt aber nach frühem Rückstand („Wir waren völlig verunsichert“) Goldbaek umgehend wieder raus. Jenen Bjarne Goldbaek, den er schon mal vom Training suspendiert hatte, was er aber auf Geheiß seines Freundes Cullmann wieder zurücknehmen mußte – genau wie nach dem Bosman-Urteil seine Äußerung: „Isch setz jetz so viele Ausländer ein, wie isch will.“
Nach dem unseligen Match war wieder einmal Krisensitzung beim 1. FC Köln. Seher Engels wußte schon vorher: „Mein Innerstes saachtt mir, isch habe ein jutes Jefühl.“ Ihm wurde angeblich das Vertrauen ausgesprochen. Ja, so ist er, der Kölner. Bernd Müllender
1. FC Köln: Illgner - Hauptmann - Thiam, Beiersdorfer - Braun (61. Rösele), Zdebel, Goldbaek (33. Polster), Oliseh, Janßen, Munteanu - Kohn
Zuschauer: 12.000; Tore: 0:1 Lesniak (1.), 1:1 Polster (77./Handelfmeter)
Gelb-Rote Karte: Thiam (64.); Rote Karten: Lesniak (81.), Polster (83.)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen