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Kleine Präsente

■ Großzügige Offerte für taz-Mitarbeiter

Ein lukratives „journalistisches Bonbon“ hatte Holmar Knoerzer für den ihm bis dahin unbekannten Münchner Autor im Präsentkorb. Einen Bericht über das Recycling brasilianischen Giftmülls gab es zu vergeben, „für das Ihnen sogar Exklusiv-Rechte eingeräumt werden könnten“. Darüber hinaus bot Knoerzer an, seine guten Kontakte zu nutzen, um dem Journalisten den Weg zu einem öffentlich-rechtlichen TV–Sender zu eröffen.

Der Hintergrund: Knoerzers „TEMBO-Medienbüro“ macht die Öffentlichkeitsarbeit für den Hamburger Bodensanierer NORDAC, der Münchner Journalist Hagen Lang recherchierte für die taz Hamburg an einem Bericht über die illegale Abfallbeseitigung des Unternehmens.

Auf diesen Bericht versuchte Knoerzer mit lukrativen Aufträgen, Flugtickets und Reisespesen Einfluß zu nehmen. Knoerzer, von seinen Kunden offenbar mit reichlich Kleingeld ausgestattet, bot Lang eine Flugreise samt Spesen nach Hamburg an, um sich vor Ort über die NORDAC zu „informieren“. Dafür sollte Lang „das Erscheinen“ seines „Beitrags auf einen Zeitpunkt nach (seinem) Besuch in Hamburg verschieben“. Doch damit nicht genug: Knoerzer stellte Lang ungefragt auch noch eine fünfstellig dotierte Mitarbeit an einem Buchprojekt über „99 Top-Unternehmen“ Deutschlands in Aussicht. Zwölf Firmen aus dem süddeutschen Raum müßten porträtiert werden, daß Honorar beliefe sich auf rund 1000 bis 1500 Mark pro Porträt. „Bei der taz verdienen Sie doch nicht so viel“, bemerkte der PR-Fachmann hintergründig.

Alternativ zum Zuckerbrot stellte der Kieler PR-Profi, der für mehrere zum Imperium des umstrittenen Lübecker Müll-Maklers Adolph Hillmer gehörende Unternehmen arbeitet, auch ein wenig Peitsche in Aussicht. So wollte er – presserechtlich unhaltbar – die Veröffentlichung der NORDAC-Stellungnahmen nur erlauben, wenn „vor einer Veröffentlichung Ihr Beitrag mir zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt“ wird. M.Carini

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