Bewährtes Design

In der Olympiastadt Lillehammer ist man vom Erfolg der Bewerbung für die alpine Ski-WM 2001 überzeugt  ■ Von Thomas Samboll

Lillehammer (taz) – Schnäppchenjäger, aufgepaßt! Die ehemalige Olympiastadt Lillehammer lockt zur Zeit mit drastischen Preissenkungen. Allerdings läßt sich über den Gebrauchswert der reduzierten Waren durchaus streiten. Es handelt sich nämlich ausschließlich um Artikel aus dem umfangreichen Sortiment der Olympiasouvenirs von 1994, von vielen Sporthassern schon immer als „Ramsch“ abqualifiziert. Neben der Erinnerung schwindet zwei Jahre nach den schönsten Winterspielen aller Zeiten bei vielen Geschäftsleuten im Ort allmählich auch der Gewinn aus dem Verkauf von Tassen, T-Shirts und Tennissocken mit dem Motiv der Maskottchen.

Doch schon bald könnten die filigranen Figuren ihre fröhliche Wiederauferstehung feiern. Sie sollen fester Bestandteil des Logos werden, mit dem sich Lillehammer nun um die Ausrichtung der alpinen Ski-Weltmeisterschaften im Jahre 2001 bewirbt. Und das bewährte Design ist zugleich Programm: Nichts weniger als die norwegische Einzigartigkeit und Eigenart, die zwischenmenschliche Nähe und die Nähe des Menschen zur Natur sollen damit vermittelt werden – und auf diese Weise die entscheidenden Argumente für die Vergabe der Weltmeisterschaft an Lillehammer liefern.

Die Chancen stehen mehr als gut. Die Weltcup-Rennen der vergangenen Woche am Hafjell und Kvitfjell haben einmal mehr bewiesen, daß die gesamte Region fit für die WM ist. Die alpinen Anlagen zählen zu den modernsten der Welt. Zugleich steht auch die gesamte Infrastruktur, die in und um Lillehammer vor den Olympischen Spielen errichtet wurde, zur Verfügung. Ohne die Notwendigkeit zu größeren Investitionen werden sich damit auch die Kosten in erträglichen Grenzen halten. Vorläufige Schätzungen beziffern sie auf etwa 20 Millionen Mark, eine im Vergleich zu ähnlichen Großveranstaltungen geradezu lächerliche Summe.

Als Vorsitzender des Bewerbungskomitees drängt Peter Rönningen den Weltskiverband (FIS) aber auch zur Eile. „Es sollte im Interesse des internationalen Alpinsports sein, Anlagen zu benutzen, bevor sie veraltet sind“, so der frühere Olympiadirektor von Lillehammer. „Der Gedanke an eine Weiternutzung der olympischen Anlagen war von ausschlaggebender Bedeutung für die Bewerbung“, betont auch Rönningens Mitstreiter Thor Erik Taroldsen.

Gut genutzt wurden die Pisten schon während der vergangenen Weltcup-Woche. Insider vermuten, daß die Vergabe der diesjährigen Finalrennen an Lillehammer bereits eine Art Vorentscheidung im Hinblick auf die WM gewesen ist. Gut zwei Monate vor der FIS- Entscheidung ließen sich die Norweger diese Chance zur ausgiebigen Selbstdarstellung natürlich nicht entgehen. Kopfschmerzen bereitete den Veranstaltern jedoch das geringe Zuschauerinteresse am Kvitfjell: In der 40.000-Zuschauer-Arena verloren sich am Mittwoch und Donnerstag an manchen Tagen gerade mal 4.000 bis 5.000 Skifans. Mit bunten Verkleidungen und viel Musik bewiesen sie allerdings, daß auch ein kleines Publikum für große Stimmung sorgen kann. Dennoch war die gebremste Begeisterung an der Piste ein herber Dämpfer für den Schwung der WM-Planer. Hinzu kam das Murren einiger Sportlerinnen und Sportler, die ihren Saisonausklang – vor allem nach der WM in der abgelegenen Sierra Nevada – gern an einem Ort gefeiert hätten, der etwas mehr Möglichkeiten für Après-Ski-Vergnügungen bietet.

Doch die Entscheidung der FIS- Funktionäre am 11. Mai dürfte trotzdem nur noch eine Formsache sein. Lillehammers Konkurrenten St. Moritz (Schweiz), St. Anton (Österreich) und Bormio (Italien) müssen sich wohl Gedanken darüber machen, wie sie ihr Geld besser verschleudern können. Zumal Peter Rönningen zufälligerweise auch in dem FIS-Gremium vertreten ist, das den Austragungsort der WM 2001 bestimmen wird. Er wird sicherlich dafür sorgen, daß die Kassen der Geschäftsleute von Lillehammer schon bald wieder kräftig klingeln.