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Kaum Bremer Computer

■ Auf der CeBIT-Messe in Hannover präsentieren sich aus Bremen fast ausschließlich Uni-Forschungsprojekte

Schon auf dem Bremer Hauptbahnhof sind die asiatischen Männer deutlich in der Mehrheit. Wer entdecken will, wie viele Japaner, Koreaner und Taiwanesen in Bremen leben, hat vor der Abfahrt des Sonderzugs zur CeBIT-Computer-Messe in Hannover beste Gelegenheit dazu. Was es dagegen in der Computergesellschaft auf dem Bahnsteig überhaupt nicht gibt, das sind Frauen.

So viel wie die Welt zum Bremer CeBIT-Publikum beiträgt, so wenig bietet Bremen für die Welt der Computer. Ganze 44 Aussteller hat das kleinste Bundesland zu bieten, 12 weniger als Thüringen, gut halb so viele wie Israel. Mit 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche (von 264.000 aller deutschen Aussteller) macht sich Bremen auf der CeBIT noch rarer als im echten Leben. So taucht das einzige größere Bremer High-Tech-Unternehmen, STN-Atlas-Elektronik, zwar auf, allerdings unter seiner Hamburger Adresse. Und auch die hochspezialisierten Unternehmen aus dem Technologie-Park an der Universität sind in Hannover nicht präsent.

Noch auffälliger ist das Fehlen der bremischen Eigenproduktionen aus dem Bereich der Behörden-Software. Dabei hat das Rechenzentrum der Bremer Verwaltung zum Beispiel mit gewaltigem Aufwand das Sozialhilfe-Programm „Prosoz“ entwickelt und inzwischen sogar auch an einige andere Städte weiterverkauft. Doch auf der CeBIT ist das „ID-Bremen“, wie das zum Eigenbetrieb verselbständigte Rechenzentrum inzwischen heißt, nicht dabei. Dafür bieten über 200 andere Anbieter an einem „Europäischen Anwender Centrum“ alles an, was die Behörden-EDV zur Zeit zu bieten hat – vom Personalverwaltungs-Programm bis zur Computerunterstützung für den „digitalen Friedhof“.

„Die Kosten auf der CeBIT stehen in keinem Verhältnis zur Fachkunde des Publikums“, sagt ID-Betriebsleiter Wolfgang Golasowski. Er war dagegen letzte Woche auf einer kleinen Ausstellung in Magdeburg. Dort gab es zwar nur 800 Teilnehmer, die aber waren allesamt Entscheidungsträger aus Behörden.

Was aus Bremen auf der CeBIT tatsächlich zu sehen ist, das sind vor allem einige originelle Ideen aus dem Hochschulbereich. Da zeigen zum Beispiel Studenten aus dem Uni-Fachbereich Informatik ihr Programm „Coat“ für das Schneiderhandwerk. Vom Schnittbogen bis zur Steuererklärung läßt sich damit alles am Computer erledigen, was in einem kleinen Schneidereibetrieb neben der Arbeit mit Schere, Nadel und Faden anfällt. In einem zweiten Schritt sollen die am Computer erzeugten Schnittmuster dann auch noch am Bildschirm einer dreidimensionalen Schneiderpuppe angezogen werden können, um die Wirkung des fertigen Kleidungsstücks testen und den KundInnen präsentieren zu können.

Den Sprung von der Forschung zur kommerziellen Vermarktung hat inzwischen ein Projekt geschafft, das noch vor einigen Jahren auch nur am Bremer Hochschul-Stand auf der CeBIT zu sehen war. Über 200 Einträge hat inzwischen die Kundenliste des Bremerhavener „Instituts für Organisation und Software“ (Bios). Das Bios bietet verschiedene Programme, mit denen Behörden und Unternehmen selber ihre Schwachstellen aufspüren können, ohne gleich eine teure Unternehmensberatung zu engagieren. Bremer Behörden sind allerdings bisher nicht unter den Anwendern. „Die SKP will sich wohl lieber nicht in die Karten gucken lassen“, vermutet man beim Bios.

Ase

Die CeBIT ist noch bis zum 20. März täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eintrittspreis: 50 Mark. Am Sonntag und Mittwoch ermäßigter Eintritt für StudentInnen: 20 Mark. Der Katalog kostet 36 Mark einschließlich CD-ROM. Von Bremen fährt ein Sonderzug zur CeBIT: ab 7.43 Uhr, zurück um 18.26 Uhr.

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