Libidinöse Verrenkungen

■ Der „Quatsch Comedy Club“ im Imperial-Theater ist guddi

Drei Jahre ist er alt, der Quatsch Comedy Club, und damit der erste Stand-up-Club in Deutschland. So ein Dreijähriger kann schon verdammt lustig sein. Guddi guddi, da stört es auch nicht, wenn der Humor bei der Vorstellung im Imperial Theater eher klein- als großartig geraten ist. So begnügte sich Thomas Nicolei damit, aus den Memoiren von Andreas Elsholz (Gute Zeiten, Schlechte Zeiten) vorzulesen, und Lutz von Rosenberg Lipinski brachte seine Lebensweisheit unters Volk, daß die Schlange an der Kasse, in die er sich eingereiht hat, immer die langsamste ist – Murphys Law zum tausendsten.

Auf seine Frage, ob Studenten überhaupt eine Existenzberechtigung hätten, da sie sowieso nur im Weg rumstünden, antwortete die letzte Reihe spontan mit „Ja“. Das Publikum war echt ganz dufte drauf und zu solch Begeisterungsausbrüchen fähig wie: „Das war mal wieder sehr gut heute abend.“ Andere trieb der Wortwitz der Stand-up-Komödianten sogar zu libidinösen Verrenkungen auf ihren Sitzen, damit sie Freund oder Freundin noch inniger küssen konnten. Grandiose Stimmung der eingeschworenen Fangemeinde.

„Nette junge Leute aus Kreativ-Berufen machen den größten Teil unserer Gäste aus“, charakterisiert Thomas Hermanns im Gespräch die Zielgruppe. Vor zehn Jahren lebte er bereits, was in dem Tunten-Road-Movie Priscilla zum Mainstream wurde: Im Fummel entstieg er dem Tuntenbus und brachte Farbe in die Göttinger Fußgängerzone. „Nur schwul sein ist nicht abendfüllend“, stellte er aber bald fest. Nachdem er einige Jahre in New York verbrachte, versuchte er die Idee der 10- bis 20minütigen Spontanunterhaltung nach Deutschland zu importieren. Doch im Land der Kleinkunst, das nur abendfüllende Konzeptprogramme akzeptierte, blieb Hermanns nichts anderes übrig, als seinen eigenen Club zu gründen, um auftreten zu können.

Was im Theaterkeller des Schauspielhauses anfing, ist nun im Imperial Theater zur monatlichen Institution geworden. Alltäglichkeiten aus einem anderen Blickwinkel wiederzugeben kann durchaus lustig sein und mitunter auch erträglich, finanziell gesehen. Wigald Boning und Olli Dittrich fingen auch mal im Quatsch Comedy Club an und sind jetzt die RTL Samstag Nacht-Großverdiener. Stand up hat von der Idee her die besten Chancen, der herkömmlichen Kleinkunst ihr Monopol streitig zu machen. Aber Mittwoch war es eher ein Sit down. Michael Quell