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■ Jacko und ein saudischer Milliardär gründen ein KönigreichMännerbund für Familienwerte

Paris (taz) – Kaum ist seine Ehe gescheitert, geht Michael Jackson eine neue Verbindung ein. Die Nachfolge von Lisa-Marie Presley tritt der milliardenschwere saudiarabische Prinz al-Walid ben Talal ben Abdelaziz al-Saudi an. Gemeinsam unterzeichneten die beiden in Paris die Gründungsakte für ein königliches Projekt. „Kingdom Entertainment“ will die Welt mit Themenparks, Themenhotels, Filmen und Fernsehprogrammen beglücken und die „Unterhaltungsindustrie im nächsten Jahrtausend umwälzen“.

Mit „strikt persönlichen und vertraulichen“ Faxen waren die Journalisten am Dienstag zu der Gründung des Joint-ventures in den Pariser Kongreßpalast geladen worden. Dort erwarteten sie bildhübsche Hostessen in blauweißen Kostümen, mehrfache Personenkontrollen und ein prall gefüllter Saal. Lächelnd schmiegte sich Jackson auf dem Podium an seinen Geschäftspartner.

Der „erfolgreichste Entertainer und der am weitesten vorausschauende Geschäftsmann des Jahrhunderts werden ihre Talente zusammenbringen“, erklärte ein Dr. Khalid A. al-Mansour am Mikrofon, bevor er den Journalisten die „wichtigen Fragen“ diktierte, die sie zu stellen hätten. Neben geschäftlichen verfolgten der Sänger und der Prinz mit „Kingdom Entertainment“ vor allem „humanitäre Ziele“, erläuterte D. Khalid. Weltweit wollten sie für „Familienwerte“ und „Moral“ eintreten. Die künstlerische Ausrichtung markiert das Firmenlogo: ein Schwert, ein Torbogen, ein goldener Berg und Sterne – Disney-Ästhetik pur.

„Ein Traum wird wahr“, leitete der „erfolgreichste Entertainer“ seine vom Blatt gelesene Rede mit schwacher Stimme ein. Wenige Sätze später endete er mit den Worten seines neuen Albums: „You are not alone.“ Seine alters- und geschlechtslosen Gesichtszüge unter einer dicken Schminkschicht bewegten sich dabei nicht.

„Im Namen Gottes“ ergriff sein Partner das Wort. Er sprach frei, wobei sich sein schwarzer Schnäuzer lustig unter der Nase bewegte, über sein Engagement bei Eurodisney, wo er 24 Prozent der Aktien hält, über seine Aktivitäten in Banken, Fernsehsendern und im Hotelwesen und über seine „tiefe Verwurzelung in den Familienwerten“. In der nächsten Zeit schon, versprach der Prinz, werde „Kingdom Entertainment“ auf Talentsuche gehen.

Mehr und Genaueres war nicht zu erfahren. Kaum hatten die beiden Männer die Gründungsakte im Blitzlichtgewitter unterzeichnet, verschwanden sie aus dem Saal. Zurück blieb Dr. Khalid A. al-Mansour. Auf die drängende Frage, welche Familienwerte „Kingdom Entertainment“ vertreten werde – polygame oder monogame –, hatte der keine Antwort. Er konnte auch nicht erklären, was ausgerechnet den frisch geschiedenen Michael Jackson zum Botschafter traditioneller Familienwerte prädestiniert. Die Gerüchte über dessen Vorliebe für kleine Jungs nannte er „unglücklich und ungerecht“. Über die Familienerfahrung seines saudiarabischen Partners war gar nichts zu erfahren. Dessen Lebenslauf nennt neben Milliardeninvestitionen ausschließlich Männer, Frauen – ob als Mütter, Gattinnen oder Töchter – kommen darin nicht vor.

Unklar blieben auch die technischen Details des neuen Unternehmens: sein Startkapital, sein Firmensitz, seine künftigen Kooperationen. Doch angesichts der finanziellen Potenz der beiden Partner – Privatvermögen von Jackson: 25 Milliarden US-Dollar, des Prinzen: 50 Milliarden US-Dollar – und deren enger Verbindung mit Sony, Disneyland Paris und der italienischen Gruppe Mediaset sind die Startbedingungen natürlich nicht schlecht. Dorothea Hahn

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