piwik no script img

Kirche in Paris geräumt

■ Im Morgengrauen nimmt französische Polizei 44 afrikanische Besetzer fest

Paris (taz) – Aus „sanitären Gründen“ hat die französische Polizei gestern früh die von AfrikanerInnen besetzte Pariser Kirche Sainte-Ambroise geräumt. Die dreihundert „Illegalen“, die am Montag die katholische Kirche besetzt hatten, um für eine Legalisierung ihres Aufenthaltes in Frankreich zu demonstrieren, landeten wieder auf der Straße. Vierundvierzig von ihnen kamen sofort in Polizeihaft – sie riskieren ihre Abschiebung im Schnellverfahren. Innenminister Jean-Louis Debré versicherte, es werde „keine Ausnahme vom Gesetz geben“.

Die Besetzer – Malier, Senegalesen und Mauritier, die meist seit vielen Jahren in Frankreich leben – waren mit ihren Familien in die Kirche gezogen. Die Männer führten einen Hungerstreik, die Frauen versorgten die über hundert Kleinkinder, von denen das jüngste erst wenige Tage alt ist. Sie hatten gehofft, die Kirche würde sie vor einem Polizeieinsatz schützen. Doch die Pfarrei übergab die Kirchenschlüssel an die Behörden und löschte das Ewige Licht über dem Altar. Lediglich Menschenrechtsorganisationen wie „Droits devant“ und „Médecins du Monde“, sowie der vom Papst geschaßte ehemalige Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, unterstützten die AfrikanerInnen. Gaillot, der die Regierung zu einem Dialog aufgefordert hatte, bedauerte gestern, daß „nur Repression die Antwort war“. Auch der 84jährige Armenpriester Abbé Pierre fand sich gestern an der Kirche ein. Er beklagte die Entsolidarisierung mit den „Brüdern und Schwestern in Not“ und kritisierte ein geplantes Gesetz gegen illegale Einwanderung, das bereits in der Schublade von Justizminister Jacques Toubon liegt, mit den Worten: „Wenn ich künftig einem Illegalen, der durstig ist, Milch gebe, kann ich ins Gefängnis kommen.“

Frankreich schiebt seit einigen Monaten AfrikanerInnen ohne Aufenthaltserlaubnis verstärkt in ihre Heimatländer ab. Im Februar wurden mehr als 1.150 illegal eingewanderte Ausländer wieder außer Landes gebracht. Dorothea Hahn

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen