: Rinderwahnsinn: Es ist Zeit für eine Obstkur
■ EU-Kommission will Exportverbot für britisches Rindfleisch. Warnung vor Milch
Brüssel/Berlin (taz) – EU-Agrarkommissar Franz Fischler konnte nicht mehr anders. Nachdem bereits zwölf Mitgliedsstaaten ein Importverbot für britisches Rindfleisch erlassen haben, schlug die Kommission gestern abend ein völliges Exportverbot für Rinder von der Insel vor. Der Ausfuhrstopp soll nicht nur für lebende Kühe, sondern auch für Rindfleischerzeugnisse und Tiermehl aus Großbritannien gelten.
Der Kommissionsvorschlag wurde am gestrigen Nachmittag im EU-Veterinärausschuß den VertreterInnen der 15 Mitgliedsstaaten unterbreitet. Diese mußten den Maßnahmen mit qualifizierter Mehrheit zustimmen. Da aber bereits alle EU- Staaten außer Irland und Dänemark ihre Grenzen für britisches Rindfleisch dichtgemacht haben, wurde allgemein mit einer Annahme des Kommissionsvorschlags gerechnet. Dennoch wurde die Bekanntgabe der Ausschußergebnisse immer weiter in den Abend verschoben und war bis Redaktionsschluß noch nicht erfolgt. Umstritten dürften dabei vor allem die Einzelheiten der Maßnahmen sein. Soll die EU Großbritannien Hilfszahlungen gewähren, um ein zügiges Abschlachten der britischen Rinder zu fördern? Die britische Regierung machte sich gestern mit dem Vorschlag lächerlich, das Abschlachten aller Tiere, die jetzt über 30 Monate alt sind, über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren zu strecken.
Bereits am Wochenende hatte Franz Fischler einen erbitterten Brief an seinen britischen Kollegen Douglas Hogg geschrieben. Fischler fühlte sich von den Briten völlig überfahren. Selbst beim Treffen der Agrarminister in der letzten Woche hatten die Briten kein Wort über die neuen Forschungsergebnisse verloren.
Gestern hat das Bremer Institut für Präventivforschung und Sozialmedizin (BIPS) gewarnt, daß auch in Schokoladenosterhasen möglicherweise Erreger des Rinderwahnsinns stecken könnten. Joghurt sollten Menschen, denen ein intaktes Hirn wichtig ist, ebenfalls von ihrem Speiseplan streichen, da alle Produkte, für deren Herstellung Gelatine, Milch oder Milchpulver verwendet wurde, eventuell mit dem BSE-Erreger infiziert sein könnten, so das BIPS.
Die WissenschaftlerInnen begründen ihre Warnung damit, daß in Großbritannien auch Kälber am Rinderwahn erkrankt sind, die niemals verseuchtes Tiermehl gefressen haben. Die Infektionswege seien möglicherweise wesentlich vielseitiger, als von der britischen Regierung proklamiert. Ch. Rath Seiten 6 und 10
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen