Sanssouci
: Vorschlag

■ Für sanfte Holzfäller: Afghan Whigs spielen heute im Loft

Die Afghan Whigs sind definitiv eine Soulband – das sagte vor Jahren ihr Mastermind Greg Dulli, als er mit dem Mini-Album „Uptown Averdale“ Soul in Rockkontexte packte und Seelenheuler von Al Green, den Supremes oder Percy Sledge coverte. „My World Is Empty Without You Babe“ schmachtete Dulli da zu klöppeligen Gitarrenakkorden, was glaubhaft und steinerweichend klang und ihm ideal auf seinen Holzfällerleib zugeschnitten schien. Letztendlich befreiten sich die Afghan Whigs damals vor allem von dem Image, einfach eine Grunge-Band mehr auf dem Vorzeigelabel SubPop zu sein: Mit aller Macht pochten sie auf eigenen Sex und Soul. Ihre 92er Platte „Congregation“ war dabei musikalisch ihr Durchbruch. Verziert mit bös-spekulativem Benettoncover enthielt dies Album Songs, die ordentlich Herzschmerz abstrahlten, zudem jedoch kompliziert und verschachtelt genug waren, um in Radios oder Fußballstadien zu gelangen. Immer hielten die Songs eine Schleife oder Unterbrechung zuviel bereit, meist hatte man beim Hören den Eindruck, die einzelnen Songteile und Gitarrenparts würden nach allen möglichen Seiten ausbrechen, die Bündelung an einem Punkt scheuen wie Eddie Vedder Leichtigkeit und Unbeschwertheit.

Mit ihrem neuen Album „Black Love“ knüpfen die Afghan Whigs dort nahtlos an. Auf Absatzmärkte und MTV-Format wird weiterhin nicht offensiv geschielt, die Songs sind eher noch eine Idee vibrierender und funkiger geraten als ehedem. Leider verzichtete man auf eine erneute klasse Coverversion, so daß nichts anderes übrigbleibt, als sich den Soul abzuholen bei Dullis mal tieftrauriger, mal fies-jubilierender Krächzstimme und natürlich in Gestus und Habitus der Band. Dulli selbst blickt wie gehabt tief in seine Seelenabgründe – Liebe ist für ihn, wie es scheint, nur was Abseitiges, Dunkles – und versucht, den verborgenen Obsessionen mittels seiner Songs Herr zu werden. Und wenn er gut drauf ist, baut er, ein Versteher der Rockgeschichte, der er nun mal ist, heute abend auch wieder eine Pavement-Melodie in einen seiner Songs mit ein. Gerrit Bartels

Heute, 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Dulli und seine Genossen Foto: wea