: Der Traum vom Fliegen hinter Glasfassade
■ Grundstein für den Erweiterungsbau des Museums für Verkehr und Technik gelegt: Raum für Flugzeuge und Schiffe
Zum Traum vom Fliegen gehört schon immer das Fiasko des Absturzes. Die Luft trägt – aber nur scheinbar. Aus der Leichtigkeit und der Balance zwischen Himmel und Erde droht bei Leichtsinn steinerne Schwere zu werden. Trotz Flügeltechnik, drehenden Propellern oder Düsentriebwerken fliegt das Risiko mit. Und kein Netz bremst den Fall.
Auf die euphorischen und zugleich gefahrvollen Flugerfahrungen sowie die leichten Hangars der fliegenden Kisten spielt die Architektur des neuen Ausstellungstraktes für das Museum für Verkehr und Technik an, dessen Grundstein gestern gelegt wurde. Der Erweiterungsbau nach den Plänen von Ulrich Wolff und Helge Pitz symbolisiert mit seiner fragilen und leichten Konstruktion jene Ambivalenz, die den Traum vom Fliegen beherrscht.
Der trapezförmige Museumsneubau mit einer Länge von fast 100 Meter schließt zwar mit einer Backsteinfassade an den alten Museumsbereich in der Trebbiner Straße an. Zum Landwehrkanal hingegen öffnet sich das Haus mit einer spitz zulaufenden großen Glasfront. Schnittig sind auch die schwebenden Hängekonstruktionen aus Stahl auf dem Dach. Und die beiden Leuchttürme rechts und links der Glasfassade rufen die Zeit der Technikeuphorie und des Aufbruchs in die Erinnerung.
Eigentlich sollte der 140 Millionen Mark teure Bau mit 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche für die Luft- und Schiffahrtssammlungen schon vor acht Jahren gebaut werden. Daß ausgerechnet jetzt, im Zeitalter der Sparbeschlüsse der einzige Museumsneubau 1996 in der Stadt in Angriff genommen wird, machte gestern Museumsdirektor Gottmann zwar „recht froh“. Die zügige Fertigstellung des Hauses sieht Gottmann jedoch gefährdet durch fehlende Mittel bei der Investitionsplanung des Senats. Mit Recht. Angesichts der schwierigen Haushaltslage, sagte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen bei der Feierstunde, könne er nicht versprechen, daß wie geplant der Museumsbau im Jahr 2000 eröffnet werden könne. Der erste Bauabschnitt sei zwar mit 16 Millionen bewilligt, „danach werden wir weitersehen“, so Diepgen.
Wie wichtig der Neubautrakt wäre, zeigen nicht nur die Besucherzahlen des Museums. Technische Meisterwerke, aber auch die Ambivalenz der Technik bestimmen Konzept und Ausstellungsprogramm des Hauses. Das Museum arbeitet beratend im Kuratorium der KZ-Gedenkstätten mit und berät die Landesregierung in Peenemünde bei der Neugestaltung des Dokumentationszentrums zur V-2-Geschichte. Die Schiffahrts- sowie die Flugzeugsammlungen sollen einmal über zwei Etagen reichen. Nicht allein die Exponate, sondern die Geschichte der Luftfahrt werden dabei im Mittelpunkt stehen. Das schließt Kalte-Kriegs-Peinlichkeiten nicht aus: Ein „Rosinenbomber“ wird auf der Dachterrasse am Landwehrkanal als Blickfang aufgebaut. Rolf Lautenschläger
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