Nachgefragt
: Hennemann antwortet

■ Ex-Konzernchef weist Angriffe zurück

„Die Führungslosigkeit des Konzerns und sein Verfall werden immer offensichtlicher.“ Mit diesen Worten reagierte der ex-Vulkan-Chef Friedrich Hennemann auf die Veröffentlichung aus internen Vorstandspapieren in der heute erscheinenden Zeitschrift Capital (vgl. taz 28.3.) „Vermutlich geht man davon aus, daß die Unternehmensleitung sich auch gegen diese massiven und image-schädigenden Vorwürfe nicht mehr wehren wird.“ Er, Hennemann, hoffe nur, daß Capital nur Kopien der Vorstands-Papiere habe und nicht die Originale. „Wie leicht müßte es dem Unternehmen, das über die Unterlagen verfügt, fallen, gezielt richtig zu stellen?“

Aber auch ohne die Unterlagen reagierte Hennemann auf die massiven Vorwürfe. Die taz fragte bei Hennemann nach.

taz: Im Februar 1995 hat Ihr damaliger Controlling-Vorstand Schnüttgen dem Vorstand mitgeteilt, daß die Cash-Flow-Prognosen für 1995 und 1996 um ein Drittel, ca. 700 Millionen Mark, nach unten korrigiert werden müßten. Waren das nicht schon die Alarmleuchten?

Friedrich Hennemann: Ich kann sagen, daß wir im Februar 1995 davon ausgegangen sind, daß die anstehenden Probleme, wenn es überhaupt welche gab, lösbar sein würden.

Capital zitiert aus Vorstandspapieren aus dem Dezember 1993, daß der damalige Finanzvorstand Schneider ausgerechnet hat, daß die Liquidität minus 269 Millionen Mark betrage, Zitat „mit den Geldern der Ostgesellschaften betragen die liquiden Mittel bei Banken zum 30.9.1994 genau 701 Millionen Mark.“ Das bedeutet doch, daß damals schon die Investitions-Gelder für die Ost-Betriebe für die Sicherung der allgemeinen Liquidität des Konzerns gebraucht wurden, also für Investitionen nicht zur Verfügung stehen würden?

Eine Verpflichtung zur Investition im Osten gab es nur für die direkten Investitionsbeihilfen. Die sind nach den eigenen Aussagen der Treuhand-Nachfolge BvS bis auf 60 Millionen alle investiert worden...

Nur die EU läßt sich davon nicht überzeugen.

Das ist aber nicht das Problem des Unternehmens. Das Unternehmen muß seine Verträge mit der Treuhand und mit der BvS erfüllen. Die Bundesregierung ist für die Vertragskonformität mit den EU-Regeln verantwortlich.

In der schwieriger werdenden Situation im Herbst 1995 hat der Vorstand der STN, Heinz Hoffmann, einen 28-Millionen-Kredit bei der Dresdner Bank aufgenommen und auf Ihr Drängen das Geld dem Verbund zur Verfügung gestellt. Danach sei dann festgestellt worden, daß die Geschäftsführung persönlich für das Darlehen hafte.

Es gab da ein Problem, das war aber ein Problem zwischen Hoffmann und dem Finanzbereich. Wie das gelöst worden ist, kann ich Ihnen aus dem Kopf nicht sagen. Die 28 Millionen waren aber im Bereich des Ganzen keine ausschlaggebende Größe. Es hat da Probleme gegeben, das stimmt.

Im November 1995 sind noch einmal 170 Millionen Mark zum Verlustausgleich an Dörries Scharmann geflossen, um dort eine Überschuldung zu vermeiden. Welcher Teufel hat den Vulkan-Verbund geritten, noch einmal so tief in die Tasche zu greifen, die eigentlich schon leer war?

Ich war nach meinem Rücktritt am 11. September praktisch nicht mehr da. Herr Biedermann und Herr Schnüttgen haben diese Konstruktion vorgeschlagen. Warum?

Das kann ich Ihnen heute nicht mehr sagen.

Die 170 Millionen haben doch in anderen Bereichen dann gefehlt.

Das trifft zu. Int.: K.W.