: Datenhighway zugespart
■ Die FU muß sparen und tut das in ihrer Zentralen Datenverarbeitung: Kein Geld für Wartung, wenn der Computer zusammenbricht, kein Zugang zum Internet
„Wir wollen Berlin zu einem Medienstandort ersten Ranges entwickeln. Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien sind Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts.“ So jedenfalls steht es in der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und SPD. Doch nun ist für 20.000 Professoren, Studenten und Wissenschaftliche Mitarbeiter der Freien Universität Berlin (FU) erst einmal der gebührenfreie Zugang in die revolutionäre Cyberwelt gefährdet. Der Zentraleinheit für Datenerfassung, kurz Zedat, der FU in Dahlem drohen Kürzungen, die den Bestand der Einrichtung in der jetzigen Form gefährden und möglicherweise Tausenden von StudentInnen die Auffahrt auf den Datenhighway versperren.
Der Senat hat für seinen Sparhaushalt im Forschungsetat über 200 Millionen Mark zusammengestrichen. Auch die Universitäten müssen ihren Beitrag leisten. FU- Präsident Johann Gerlach hat daher paradoxerweise vorgeschlagen, zur Rettung des Fachbereichs Informatik acht Stellen im Rechnerzentrum Zedat zu kürzen.
„80 Prozent der Zedat-Gelder sind in Wartungsverträgen gebunden“, erklärt Mitarbeiter Jörg Reker. Um den Bankrott des Instituts zu vermeiden, hat Präsident Gerlach vorgeschlagen, die Wartungsverträge zu kündigen. Das bedeutet konkret: „Geht morgen der bekannt altersschwache Zentralrechner FUB46 kaputt“, wisse niemand, wer ihn denn reparieren solle. Fachbereiche, Studenten und Professoren „sind dann ohne Anbindung an den virtuellen Raum“, beschwört ein elektronischer Rundbrief an alle Netz-Nutzer die unsichere Zukunft.
Das Zentrum garantiert die fachübergreifende elektronische Infrastruktur der Dahlemer Universität und unterstützt vor allem das Informatikinstitut. Deshalb ist die Kürzung in diesem Bereich für die meisten Studenten unverständlich. Sie protestieren dann auch dagegen im Internet.
Die Universitätsleitung möchte die Computerbetreuung weiter an die Fachbereiche delegieren, „die dann ihre Mittel dafür einsetzen können“, erklärt Referentin Jenny Schüpmann. Mehr Geld gibt es freilich dafür nicht. Man müsse eben Prioritäten setzen, meint die Referentin und, wenn es nicht anders geht, „für einen Rechner auch mal eine Professur opfern“.
Doch damit ist es nicht getan. Die Zedat erhält beim Softwarekauf Rabatte, die für einzelne Fachbereiche nicht eingeräumt werden. „Doch uns fehlen in Zukunft die Mittel, um das Geld vorzustrecken“, erklärt Reker. Auch die Vermittlung der Basisinformationen im Umgang mit dem Internet kann die Zedat mit weniger MitarbeiterInnen nicht mehr leisten.
Da die Fachbereiche keine zusätzliche Mark bekommen, werden neue Softwareanschaffungen und der Unterricht für StudentInnen gestrichen. Für die Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts fehlen den Unis dann Qualifikationsmöglichkeiten. Torsten Teichmann
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