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: Bayern–Barcelona live nur gegen Bares

Noch stehen uns keine amerikanischen Verhältnisse ins Haus, wo Topereignisse im Sport ausschließlich im Pay-TV zu sehen sind. Aber der Anfang ist gemacht. Nach eher zweitrangigen Boxkämpfen hat sich premiere die Übertragungsrechte für das UEFA-Pokalrückspiel der Bayern in Barcelona am 16. April gesichert. Zum ersten Mal wird dann ein Quotenhit, der bei jedem anderen Sender von rund 13 Millionen gesehen würde, von nur gut einer Million Geräten empfangen werden können.

Spekulieren läßt sich heute schon, daß sich an diesem Abend Sehgemeinschaften in den Wohnzimmern von premiere-Abonnenten bilden werden – ähnlich wie in den USA, wo sich bei einem Kampf von Mike Tyson Gruppen von Boxfans die nötigen 40 Dollar Kleingeld teilen. Auch in Deutschland werden allmählich immer mehr Sportereignisse einzeln als „pay-per-view“ bezahlt werden müssen.

Für den Moment reicht da noch ein premiere-Abo zu 44,50 Mark. Vermutlich werden jetzt unter deutschen Fußballfans Listen solcher Abonnenten in der eigenen Wohngegend als heiße Tips gehandelt werden. Und diese Mundpropaganda für seinen Pay-Sender läßt sich der Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann offenbar einiges kosten.

Konkurrent RTL, der auch mit geboten hat, schätzt den Preis auf über fünf Millionen Mark – weit mehr, als bei nur gut einer Million Abonnenten betriebswirtschaftlich vertretbar wäre.

Die Erklärung ist einfach: Mit premiere wird für Bertelsmann der Einstieg ins digitale Fernsehen beginnen – und nicht mit einem eigenen Programmangebot, wie es die Kirch-Gruppe und die CLT angekündigt haben. Und wenn Kirch jetzt sein Programm-„Bouquet“ startet (siehe taz-Wirtschaftsseite von gestern), will natürlich Bertelsmann auch einen Coup bei premiere landen (allerdings noch im bisherigen, nichtdigitalen Programm).

Seine ersten digitalen Decoder will Kirch, zusammen mit seinem Partner Vebacom, Anfang Mai für das Berliner Pilotprojekt ausliefern, premiere will im selben Monat in Hamburg anfangen.MR