Bill Gates bastelt sich einen eigenen Rechner

■ Microsoft setzt auf einen neuen Multimedia-Standard für Personal Computer

San José/München (dpa) – Microsoft-Chef Bill Gates will nicht schon wieder zu spät kommen. Er hat gestern in seinen „Simply Interactive Personal Computer“ (einfacher interaktiver PC, kurz: SIPC) vorgestellt. Das Gerät werde den Hauscomputer „zum Zentrum von Unterhaltung und Kommunikation machen“, steht in einem vorab verbreiteten Manuskript, das Gates am Montag auf einer Konferenz vor rund 3.000 Hardwareentwicklern in San José präsentierte.

Außer den bekannten PC- Funktionen sowie einer Zugangsmöglichkeit zum Internet soll der „Multicomputer“ auch Funktionen wie Stereo, Video und Fernsehen enthalten und bei der Datenübertragung schneller arbeiten als herkömmliche PCs. Auf der Konferenz demonstrierte Gates außerdem aufwendige 3 D-Grafikdarstellungen auf dem Gerät, das allerding nur einem einzigen Geschäftszweck dient: Microsoft will eine Alternative für den sogenannten „Netzcomputer“ anbieten, den die Firma Oracle propagiert. Erst damit könnten Computernetze zum Massenmedium werden, behauptet Oracle. Die Netzterminals sollen nur 500 Dollar kosten, wesentlich einfacher ausgestattet sein, und nicht nur Multimediadokumente aus Computernetzen abrufen können. Auch die heute noch ständig umfangreicher werdenden Programme sollen nach diesem Konzept auf Großrechnern gespeichert und an die Endnutzer dann überspielt werden, wenn sie dort tatsächlich gebraucht werden. An den Prototypen arbeitet unter anderem die Firma Sun Microsystems. Die bisher vorgestellten Modelle konnten aber das Oracle- Preislimit nicht einhalten. Was Gates SIPC kosten wird, ist noch nicht klar.

Eine japanische Wirtschaftszeitung spekulierte am Wochenende über ein Produkt aus dem Hause Toshiba, das ebenfalls nur 500 Dollar kosten soll. Gates selbst, der bisher immer als scharfer Gegner des Oracle-Konzepts auftrat, meinte auf der Konferenz, schon heute sei der PC einfacher zu bedienen als früher, aber das reiche nicht. Erst „der SIPC wird so leicht zu bedienen sein wie andere Haushaltsgeräte. Er wird interaktiver sein und mehr Spaß machen. Und man kann ihn ganz leicht an den Videorecorder, die Stereoanlage oder den Fernseher anschließen.“

Auch Andy Grove, der Präsident des Chipherstellers Intel, will an dieser Runde des Massengeschäfts beteiligt bleiben. „Mit der SIPC-Technologie wird die PC- Plattform für neue Anwendungen erweitert“, sagte er in San José. Nach Angaben von Microsoft wollen auch Compaq, Hewlett-Packard, Toshiba und Gateway 2000 für das SIPC-Konzept einsetzen.