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„Herr Kirch ist kein Zwerg“

■ Bertelsmann-Sprecher Manfred Harnischfeger fordert: Kirch muß entscheiden, ob premiere der Nukleus für digitales Fernsehen bleibt

taz: Herzlichen Glückwunsch! Wenn alles klappt mit den Kartellbehörden, dann ist Ihr Konzern künftig der europäische Fernsehriese, mit dem verglichen die Kirch-Gruppe ein Zwerg ist. Ihre Allianz reicht von Murdoch über Canal+ in Frankreich bis zur CLT. Wird dieses Konglomerat Europas neuer Monopolist?

Manfred Harnischfeger: Das ist überzogen. Herr Kirch ist kein Zwerg, er hat eine starke Position. In Europa gibt es eine Menge von Wettbewerbern. Außerdem wird es nach dem künftigen deutschen Rundfunkrecht nicht möglich sein, mehr als 30 Prozent des Marktes zu beherrschen.

Was bringt Ihnen die Fusion außer dem Ende der Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft bei RTL, das Ihnen beiden gehört?

Die Auseinandersetzungen um RTL werden tatsächlich obsolet. Vor allem aber haben wir jetzt die Möglichkeit, Fernsehstoffe und Rechte europaweit in mehreren Sendern, an denen wir beteiligt sind, zu verwerten. Ökonomisch ist das absolut notwendig.

Vor einem Monat haben Sie ein Gemeinschaftsunternehmen unter anderem mit Murdoch gegründet, um beim digitalen TV gemeinsame Sache zu machen. Damit wollten Sie doch vor allem verhindern, daß sich die CLT mit Murdoch gegen Bertelsmann zusammentut. Jetzt ist das Schnee von gestern. Brauchen Sie Murdoch, der nach Dominanz strebt, jetzt noch?

Die Verbindung mit Murdoch, Canal+ und Havas (einem der CLT-Eigner, d. Red.) brauchen wir weiter. Nur tritt jetzt an die Stelle von Bertelsmann als Partner Ufa-CLT.

In der Vereinbarung mit Murdoch heißt es ja, daß das gemeinsame digitale Fernsehen bei premiere gestartet werden soll. Wäre es jetzt nicht logisch, auf RTL umzusteigen? Das ist die CLT beteiligt, während bei premiere Kirch noch einen Anteil hat. Und der ist beim digitalen Fernsehen Ihr Konkurrent.

Nein. RTL ist ein werbefinanzierter Sender, und die neuen digitalen Angebote werden Pay-TV und Pay-per-View sein. Premiere bleibt bestehen, und Kirchs 25-Prozent-Beteiligung bleibt bestehen. Das Haus Kirch muß entscheiden, ob premiere weiterhin der Nukleus für digitales Fernsehen in Deutschland sein soll.

Bisher hatte Bertelsmann ja auch schon einen kleinen Anteil an der CLT-Muttergesellschaft, der Audiofina. Wenn Sie jetzt fifty- fifty machen, sichert Ihnen dieser Anteil dann die CLT-Mehrheit?

Nein, das ist völlig getrennt. Unsere knapp vier Prozent sind eine Beteiligung von Muttergesellschaft an Muttergesellschaft. Sie hat keinen Einfluß auf die gleichgewichtige Partnerschaft der Töchter Ufa und CLT.

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