: Wittstock: keinesfalls ein Standort mit Tradition
■ Zunächst zeigte die Bundeswehr kein Interesse. Erst 1992 übernahm sie das Gelände in der Hoffnung, sich um lange Enteignungsverfahren drücken zu können
Ein Maschinengewehr soll auf dem Tisch gelegen haben, als die Bauern Ende der vierziger Jahre von den sowjetischen Besatzern und ihren deutsche Statthaltern zum Verkauf ihrer Grundstücke überredet wurden. Schließlich beschlagnahmte, kaufte, pachtete die DDR-Regierung für die Rote Armee das heute umstrittene 142 Quadratkilometer große Gelände, das zwischen der Autobahn Berlin–Rostock auf der einen und dem Rheinsberger See auf der anderen Seite liegt.
1990 wurde hier die letzte sowjetische Bombe abgeworfen. Die bis zu 8.000 dort stationierten sowjetischen Soldaten zogen ab. Die Bundeswehr zeigte selbst auf Nachfragen des zuständigen Landrates zunächst kein Interesse an dem militärischen Übungsgelände. Die Menschen begannen Pläne zu machen für die Entwicklung des Tourismus in der Region, Kurkliniken wurden eingerichtet, die bäuerliche Landwirtschaft wurde wiederbelebt.
Erst zwei Jahre später besann sich das Verteidigungsministerium in Bonn. Im Juni 1992 signalisierte die Hardthöhe erstmals, man wolle auf dem ehemaligen Bombodrom der Roten Armee ebenfalls einen Bombenabwurfplatz einrichten. Die Bundeswehr übernahm das Gelände in der Hoffnung, sich um langjährige Enteignungs- und Genehmigungsverfahren drücken zu können. Sie verwies lange darauf, daß es sich dabei um Enteignungen aus der Zeit vor 1949 gehandelt habe, die heute nicht rückgängig gemacht zu werden brauchen.
Doch das umstrittene Gelände ist kein traditioneller Militärstandort. Bis Ende der vierziger Jahre wurde es ausschließlich land- und forstwirtschaftlich genutzt, Verkäufe und Enteignungen zogen sich bis in die siebziger Jahre hin. Einem Gutachten der Brandenburger Landesregierung zufolge kann sich die Bundeswehr nicht auf den Bestandsschutz berufen.
In den fünfziger Jahren richtete die Rote Armee auf dem Gelände zunächst nur einen Panzerschießplatz ein. Seit Anfang der sechziger Jahre wurden auch Bomben abgeworfen. Bis zu 25.000 Einsätze flog die sowjetische Luftwaffe im Jahr.
1992 war auch die Geburtsstunde der Bürgerinitiative FREIe HEIDe, in der neben vielen Anwohnern Politiker aller Parteien, Bürgermeister und Landräte Mitglied sind. Die Bürgerinitiative FREIe HEIDe wirft der Bundeswehr nun vor, sie versuche stalinistisches Unrecht zu bundesdeutschem Recht umzudefinieren. Das Prinzip Rückgabe vor Entschädigung soll hier nicht gelten. Über 40.000 Unterschriften gegen die Pläne der Bundeswehr, hier den größten Bombenabwurfplatz Europas einzurichten, wurden in den letzten vier Jahren gesammelt.
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