■ Querspalte: Lothar minus Lolita
Stunde der Gewalt am Starnberger See. RTL in Gestalt einer gewissen Frauke Ludowig versucht, sich Zutritt zum Eigenheim des Lothar Matthäus zu verschaffen. Wütend stemmt sich der scheue Rekordnationalspieler gegen die Haustür aus purem Gold. Doch Frau Ludowig ist stärker.
Natürlich war alles ganz anders. Matthäus riß sämtliche Türen auf. Auch die zu dem, was man sein Innenleben nennen könnte, denn er hat „nichts zu verbergen“. Das wiederum hatte man beinahe geahnt. Aber Kummer hat er. Angekündigt war nämlich ein Porträt „Lothar und Lolita“, doch die Dame ist inzwischen abgängig, so daß Lothar jetzt „seine Pullis und Hemden zur Reinigung bringen“ muß, und man sieht, wie Lothar seine Pullis und Hemden selbst zur Reinigung bringt. Und wenn er von der Reinigung nach Hause kommt? „Kein Kinderlachen, keine liebevolle Frau“ erwarten ihn, sagt Frau Ludowig, und man sieht, wie ihn kein Kinderlachen und keine liebevolle Frau erwarten. Deswegen weiß der Millionär: Geld macht nicht glücklich.
Sich über Klatschjournalismus zu wundern oder ihn gar anzuprangern, ist gewiß lächerlich (siehe „Medienkritik für Anfänger“). Doch, liebe Frau Ludowig, wie können Sie die Chance verpassen, wenn Sie schon mal im Schlafzimmer stehen, nach dem Inhalt der dort lagernden Videocassetten zu fragen? Das hätte uns interessiert, nicht die „Versace-Klamotten“ (Matthäus). Beinahe rührend dagegen der Ballspieler, wie er die ihm zur Verfügung stehenden 45 Minuten teils dazu umfunktionierte, Lolita gleichsam ein „Bitte komm zurück“ zuzugreinen. Wie es mit beiden ausgeht, wird „wahrscheinlich die Öffentlichkeit mitbekommen“, meint Matthäus. Wahrscheinlich.
Früher als Fußballer war Lothar Matthäus, „wenn es wirklich drauf ankam, war er nicht zu sehen.“ (Beckenbauer). Heute ist er ein Mann, „der sich seinen Mund nicht verbieten läßt, der sagt, was er denkt.“ (Ludowig). Aber, bitte schön, was denkt da eigentlich? Dietrich zur Nedden
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