Hauptsache Benzin umsonst

■ Wolfgang Deichsels „Frankenstein“ im Theater am Mäuseturm

„Aus dem Leben der Angestellten“ berichtend, sollte es offenbar ein lustiger Slapstickabend werden. Über Angestellte läßt sich's prima lächeln, weißweintrinkendes Bildungsbürgertum amüsierte sich. Eigentlich schade, daß niemand kalauerte „wir sitzen alle in einem Boot“, denn das taten wir wirklich, spielte sich die „Realsatire“ in der Regie von Jürgen Rodin doch im Theaterschiff am Mäuseturm ab.

Angestellte sind aber auch wirklich nicht zu beneiden. Die werden ja alle verrückt und sammeln Hausschuhe tragend Kakteen und so. Vor allem die Polizisten scheinen es Autor Wolfgang Deichsel angetan zu haben, ein Blick in seine Biografie verrät, warum dies so ist: „Sein Vater ist Kriminalbeamter, seine Mutter Klavierlehrerin.“ Auch das noch. Aber sind denn Polizisten nicht eigentlich Beamte?

Und dann geht alles ganz schnell, kleine Jungen nehmen ihre Nahrung nur noch auf Anraten einer Verkehrsampel ein, ein Polizist bedroht den Zentralcomputer einer Bank mit einem Feuerwehrschlauch, Medizinstudenten werden irgendwie verrückt und Arbeiterfamilien sind doof und wollen immer nur umsonst Benzin haben. Wenn es zudem noch Leberwurst im Sonderangebot gibt, sind sie glücklich. Ganz schön verrückt. Aber gut gespielt, wirklich, also die Stelle, wo der durchgeknallte Sohn seine Mutter daran hindert, zum Zahnarzt zu gehen und sie daraufhin selber in die Mangel nimmt, und zwar mit einer echten Bohrmaschine – super! Auch Sex kommt vor. Aber nur am Rande und nur in spe, ein Rendezvouz wird nicht unter-, sondern schlicht und einfach abgebrochen, als er sich weigert „ich liebe Dich“ zu sagen. Wirklich zu komisch, um lustig zu sein.

Benjamin v. Stuckrad-Barre