Schwarzer Mercedes

■ Hamburger Benz-Zentrale: Mechaniker sollen auf eigene Rechnung arbeiten

Ein Gerücht macht die Runde. In der Hamburger Mercedes-Benz-Hauptniederlassung am Friedrich-Ebert-Damm 115 in Wandsbek soll es jahrelang zu organisierter Schwarzarbeit in großem Umfang gekommen sein. Eine etwa 12köpfige Gruppe von Automechanikern habe, so ein Mitarbeiter des Unternehmens, „planmäßig in die eigene Tasche gewirtschaftet“.

Reparaturen wurden entweder gar nicht oder zu niedrig eingebucht, das kassierte Geld floß gezielt an der Firmenkasse vorbei. Für besonders gute KundInnen wurden Meisterstunden schon mal zur Lehrlingsausbildung umdeklariert und so zum Nulltarif abgerechnet. Der Schaden für den Großkonzern, der am Friedrich-Ebert-Damm rund 500 MitarbeiterInnen beschäftigt, soll in die Hunderttausende gehen.

Niederlassungs-Leiter Burghard von Cramm hingegen betont, daß „von Schwarzarbeit in größerem Umfang nicht die Rede“ sein könne. Lediglich „in einem einzigen Fall“ seien im Vorjahr „zwei Mitarbeiter der Schwarzarbeit überführt und umgehend freigestellt“ worden. Ein unzufriedener Kunde, an dessen PKW Reparaturen an der Klimaanlage und am Schiebedach durchgeführt worden waren, hätte die Geschäftsführung von den Vorgängen informiert, „ohne allerdings Roß und Reiter zu nennen“. Hausinterne Ermittlungen hätten zur Überführung der beiden Mitarbeiter geführt.

Doch diese offizielle Version entlockt vielen Mercedes-Mitarbeitern nur ein Schmunzeln. Ein Kfz-Mechaniker: „Die Geschäftsführung versucht, das unter dem Deckel zu halten.“ Dazu könnte passen, daß der aufgedeckte Schwarzarbeits-Fall geräuschlos geregelt wurde. Die ertappten Mitarbeiter wurden zwar abserviert, aber nicht angezeigt. Staatsanwaltschaftssprecher Jürgen Gammelin: „Uns ist von diesen Vorfällen nichts bekannt.“ Marco Carini