Hart bleiben für „den Martin“

■ Halbes Jahr Vertragsverlängerung für den coolsten Freizi-Betreuer ist für Jugendheimbesetzer „noch nicht genug“

Die Jugendbehörde hat eingelenkt. Der „coolste Martin“ darf bleiben. Bis zum 31. Oktober wird der Vertrag des Betreuers Martin Hennig im Jugendfreizeitheim Bispinger Straße in der Neuen Vahr verlängert. Damit reagiert die Behörde auf die Aktion von etwa 30 Jugendlichen, die das Gebäude seit vergangenem Donnerstag besetzt halten, um für Martins Weiterbeschäftigung zu kämpfen.

Mit ihrem Zugeständnis wird die Behörde den Widerstand der Kids allerdings wohl kaum ins Leere laufen lassen. „Für den Anfang ist das super“, freute sich die 17jährige Jadranka am Telefon im besetzten Büro, „aber das ist es noch nicht“. Ihre Forderung lautet: Unbefristeter Vertrag für Martin. So lange wollen sie bleiben. Betreuer und andere Gruppen sind weiter ausgesperrt.

Auch der Sozialpädagoge Hennig, der seit drei Jahren auf einer halben Stelle eine beurlaubte Kollegin vertritt, ist überzeugt, daß es sich bei der Entscheidung der Behörde um eine „Befriedungsaktion“ handelt. Es sei klar, daß die Kids die ganze Kampagne nicht für ein halbes Jahr angezettelt hätten.

Die Besetzung der Jugendlichen hätte der Behörde klargemacht, daß Martin Hennig eine zentrale Stelle im Freizi Neue Vahr ausfüllt, so Behördensprecher Holger Bruns-Kösters. Darum habe man heute entschieden, die im März beantragte Verlängerung der Stelle zu genehmigen. Danach sehe es allerdings schwierig aus. Die nun zugestandene Verlängerung sei dadurch möglich geworden, daß die reguläre Stelleninhaberin ihre Beurlaubung um nochmal sechs Monate verlängern ließ. Grundsätzlich könne man sich durchaus vorstellen, daß an der Bispinger Straße von den vier vollen Stellen eine halbe wegfallen könnte.

Bei den Mitarbeitern im Amt für Soziale Dienste und im Stadtteil rennen die Jugendlichen mit ihrer Besetzung offene Türen ein. Obwohl er nun für aus dem Freizeitheim ausgesperrte Gastgruppen neue Räume suchen muß, nennt Erich Ernst-Pawlik vom Amt für Soziale Dienste Ost die Aktion der Kids positiv und legitim. Im Bürgerzentrum Neue Vahr weiß man um die Bedeutung des Jugendfreizeitheims: „Der Bedarf nach diesem Angebot für Jugendliche ist ganz klar da“.

Die Jugendbehörde ist unterdessen dabei, die 19 Bremer Jugendfreizeitheime mit ihren insgesamt 60 Stellen einer Aufgabenkritik zu unterziehen, die Anfang Juni abgeschlossen sein soll. Man werde sich sehr genau angucken, ob es beim bisherigen Umfang der Stellen bleiben kann, so Bruns-Kösters. In einigen Jugendhäusern werde ausgezeichnete Arbeit gemacht, die stark nachgefragt werde, in anderen laufe es weniger gut. Da seien Veränderungen der Schwerpunkte und der personellen Ausstattung nötig. Klar sei aber, daß es nicht mehr Stellen werden könnten. jof