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■ Das Arsenal zeigt Filme des Neorealisten Giuseppe de Santis

Um Anekdoten ist er nicht verlegen. Der kleine Mann mit fuchtelnder Gestik beschreibt seinen Werdegang dramatisch: „Einer dieser rechten Minister sagte zu uns, den Neorealisten, im Kino habe man keine schmutzige Wäsche zu waschen.“ Giuseppe de Santis, einer der bedeutendsten Filmregisseure des Neorealismus, wird nicht müde, von der Zeit seines großen Ruhms zu erzählen, bevor 1947 die Rechten begannen, seine Filme zu zensieren. Noch bis Samstag zeigt das Arsenal die berühmtesten Filme von de Santis und dem Schauspieler Raf Vallone. Eingeleitet wurde die Reihe mit „Kein Friede unter den Olivenbäumen“, einem Film, den de Santis 1950 drehte, als die Blütezeit des Neorealismus bereits dem Ende zuging. Das Hauptanliegen des Neorealismus, die unverfälschte Darstellung der Wirklichkeit und die Kritik an den sozialen Ungerechtigkeiten, spiegelt sich auch in diesem Film wider.

De Santis ist der einzige prominente Überlebende des Neorealismus. Nach Abschluß eines Jurastudiums studierte er am Centro Sperimentale di Cinematografica in Rom, der Keimzelle der neorealistischen Bewegung. Während der Kriegszeit war er als Filmkritiker der Zeitschrift Cinema tätig und verteidigte bereits vehement die Konzepte des Neorealismus, die sich gegen die verzerrende Darstellung der Wirklichkeit im faschistischen Film wandten und zu einem neuen, authentischen Kino führen sollten.

In „Kein Friede unter den Olivenbäumen“ mit Raf Vallone und „Tragische Jagd“ (1947), der heute abend um 21 Uhr gezeigt wird, spielt das Element des kollektiven Aufbegehrens eine zentrale Rolle. Hier, in seinem Debütfilm, verarbeitet er seine Erfahrungen als Mitglied der italienischen Widerstandsbewegung: Rebellische Bauern nehmen ihr Schicksal unabhängig von staatlicher Justiz und der übergeordneten Macht der Lehnherren selbst in die Hand und beginnen eine Jagd auf die Banditen, die ihnen den Erlös der Ernte gestohlen haben.

Außer Vallones Filmen mit de Santis sind zwei weitere Filme mit ihm als Hauptdarsteller zu sehen: „Ein Blick von der Brücke“ von Sidney Lumet (1961, Mi., 19 Uhr) und „Rose Bernd“ von Wolfgang Staudte (1956, Fr., 21 Uhr). Die Reihe endet mit de Santis' „Rom, 11 Uhr“ (1952, Sa., 19 Uhr), einem Schlüsselfilm des Neorealismus. Julie Annette Schrader

Kino Arsenal, Welserstraße 25, Schöneberg

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