Schloßkonzert mit klassischen Mißtönen

■ Streit um Open-air-Klassik-Konzert im Schloßpark Charlottenburg

Planungen für ein Open-air- Konzert im Charlottenburger Schloßpark sorgen derzeit für Aufregung im Bezirk. Der Konzertveranstalter „concert concept“ will am 27. Juli an dem historischen Ort ein Open-air-Konzert mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Justus Frantz veranstalten. Damit sich das Ganze rechnet, müßten sich 20.000 ZuschauerInnen mit ihren Picknickkörben auf dem Rasen niederlassen.

Genau darin aber sieht die Baustadträtin von Charlottenburg, Beate Profé (Bündnis 90/Die Grünen), das Problem: „Das ist eine immense Belastung für den Park.“ Außerdem müßte die Wiese vier Tage lang für Aufbauarbeiten und für anschließende Aufräumarbeiten gesperrt werden. Die Baustadträtin befürchtet außerdem, daß die Wiese nach dem Konzert zur Regenerierung freigehalten werden müßte.

Auch die „Stiftung Schlösser und Gärten“, in deren Zuständigkeit der Schloßpark ab 1998 liegen wird, winkt entschieden ab. Man könne aus dem Schloßpark keine Waldbühne machen und sich „mit dem Hintern auf das historische Ambiente setzen“, argumentiert Gartendirektor Michael Seiler. Er wittert hinter der Veranstaltung, die einen Präzedenzfall schaffen könnte, reine „Geschäftsinteressen“. Denn auf der 250 Meter großen Wiese vor dem Teichgraben mit Blick auf die Spree sei ohnehin „kein Originalton zu hören“. Seiler wendet sich entschieden dagegen, historische Orte für kommerzielle Zwecke zu mißbrauchen. Das wäre so, als wenn man „im Urwald eine Modenschau wegen des Kitzels“ veranstalten würde.

Frank Reinhardt von „concert concept“ dagegen verteidigt sein Vorhaben damit, daß Berlin solche „Highlights“ gerade in der „flauen Sommerzeit“ brauche. Einen Präzedenzfall wolle man keinesfalls schaffen. Selbstverständlich würde die Agentur im Falle von Schäden dafür aufkommen, versichert Reinhardt. Doch da es sich bei der Wiese um keinen „englischen Polorasen“ handele, der Langrasen durch die etwa 15.000 Besucher täglich Ende Juli ohnehin in Mitleidenschaft gezogen werde und die Besucherströme „kanalisiert“ würden, spreche nichts dagegen. Nächsten Donnerstag wird die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg über das Konzert abstimmen. Die CDU steht als einzige Fraktion voll hinter dem Veranstalter. Schließlich sei Berlin nicht „Kleinkleckersdorf“, so Eva Janetzko von der Charlottenburger CDU-Fraktion. Barbara Bollwahn