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Fahrt durch Kansas

■ Neue-Musik-Reihe im Thalia beendet

Sieben Mal hat Thalia-Ensemblemitglied Hannes Hellmann seit Ende Januar John Cages Vortrag über nichts mit Stücken moderner und neuer Musik zwischen Klassikern wie Satie und Zeitgenossen wie Morton Feldman gekoppelt und dabei auf spannende Weise Querverbindungen zwischen Text und Musik hergestellt. Bestechend in Komik und Präzision war Hellmanns szenische Erarbeitung des von Ernst Jandl kongenial übersetzten Vortrags, der – trotz mancher Verschleißerscheinungen, manchen Versprechers – bei der Abschlußveranstaltung Herzstück und Höhepunkt blieb: „Ich bin hier und es gibt nichts zu sagen“, beginnt das Kabinettstück irgendwo zwischen Musik und Rhetorik. Glasklar hatte Hellmann den Cageschen Text in Gesten gestellt und die Hauptaussage mit steinernem Gesicht an das Publikum gebracht: Laßt eure Erwartungshaltung weg, und ihr werdet glücklich sein.

Ein wenig wie die Fahrt durch Kansas, deren Eintönigkeit laut Cage so wohltuend ist, muteten dagegen die beiden Musikstücke an, die die letzte Darbietung flankierten: Dreisam-Nore für Flöte Solo der in Deutschland lebenden Südkoreanerin Younghi Pagh-Paan, sowie Darabukka für Klavier des Passauers Nicolaus A. Huber. Um den absoluten Herrschaftsanspruch der ersten Welt in der dritten auch in Sachen Kunstmusik, geht es Pagh-Paan. Doch obwohl beide Stücke, entstanden 1975 und 1976, sich massiv in das Spannungsfeld kultureller Kontraste stellen und auch Huber mit nicht-europäischen Rhythmusmodellen arbeitet, hörten sie sich, in der präzisen Wiedergabe durch Flötistin Christiane Hellmann und Pianist Christof Hahn, dann doch nur an wie die mönchisch-strenge, kopfige E-Musik der westlichen 70er Jahre, die heute gewiß nicht mehr „neue Musik“ ist. Thomas Plaichinger

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