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Der Libanon trauert um seine Kriegstoten

Libanons Bürgerbewegung will einen geeinten Staat. Israels Angriffe bestärken diese Forderung  ■ Aus Beirut Hans Blank

Der Libanon gedachte gestern der Toten von Kana. Beim israelischen Artilleriebeschuß dieses UN-Postens im Süden des Landes waren letzten Donnerstag 101 libanesische Zivilisten getötet worden. Weitere 150 Personen wurden verletzt. Gestern wehten im ganzen Land die Flaggen auf halbmast, Ämter und Geschäfte blieben geschlossen.

Bereits am Sonntag hatten sich in Beirut mehrere hundert LibanesInnen zu einem Sit-in eingefunden. Aufgerufen hatten zahlreiche überkonfessionelle und nichtpolitische Organisationen. Sie verlangten die Einstellung der israelischen Angriffe und die Einhaltung der Resolution 425 des UN-Sicherheitsrates. Darin wird die Wiederherstellung der nationalen Integrität des Libanon und der Abzug der israelischen Truppen gefordert. Die Resolution stammt aus dem Jahr 1978. Die Veranstaltung wurde von der libanesischen Polizei aufgelöst, angeblich weil sie wegen der Teilnahme von Sympathisanten der Hisbollah Auseinandersetzungen befürchtete.

Trotz der Polizeipräsenz zeigten einige Demonstranten Fotos des Massakers vom Donnerstag, andere trugen brennende Kerzen. Am Abend fuhr dann ein von der Polizei eskortierter Autokorso durch die Stadt. Aus den Fenstern der knapp 30 Wagen lehnten sich junge Libanesen und schwenkten die Staatsfahne.

Vertreter der beteiligten Organisatoren werteten die Veranstaltung als vollen Erfolg. Besonders die starke Präsenz der libanesischen Fahne zeige das Eintreten für einen geeinten Libanon und die Solidarität mit den Flüchtlingen aus dem Süden des Landes. Anders als während des Bürgerkriegs steht die innerlibanesische Einheit derzeit im Vordergrund der Diskussion. Jede Einmischung – sei es von Israel oder Syrien – wird abgelehnt. Diese Haltung, die vor allem von Vertretern der Bürgerbewegung eingenommen wird, gewinnt angesichts der Bedrohung aus Israel immer stärkeren Anklang.

Dessen ungeachtet bombardierte die israelische Armee auch gestern den Süden Libanons. In Luxemburg vereinbahrten die EU- Außenminister, sich über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah hinaus für einen dauerhaften Frieden im Libanon einzusetzen. Die italienische Außenministerin Susanna Agnelli sagte, solange keine dauerhafte Lösung für den Libanon gefunden sei, gebe es keine Lösung für den Konflikt. Agnelli war an der Spitze der EU-Troika in der vergangenen Woche nach Damaskus gereist. Der französische Außenminister Hervé de Charette war in der vergangenen Woche ebenfalls in Syrien. Gestern traf dort US-Außenminister Warren Christopher ein.

Kommentar Seite 10

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