piwik no script img

Das PortraitPoohs Erbe

■ Christopher Milne

Es war einmal ein kleiner Junge. Der hieß Christopher Robin und wurde furchtbar berühmt. Und noch viel berühmter wurde sein strubbeliger Bär mit dem merkwürdigen Namen Winnie-the- Pooh. Christopher Robin und Pooh, in deutscher Übersetzung Pu genannt, erlebten viele seltsame Abenteuer miteinander. Das war zu einer Zeit, in der die Welt noch in Ordnung schien. Die besten Freunde von Christopher Robin, der aus allem Kuddelmuddel immer einen Ausweg fand, und dem gutmütigen Pooh, der immer alles vertrödelte, waren das etwas dumme und ängstliche Ferkel, die überaus gelehrte Eule, das geschäftige Kaninchen, die Känguruh-Übermutter mit ihrem vorwitzigen Baby und natürlich der hypochondrische Esel Eeyore, der sich immer übervorteilt fühlte, selbst wenn er seine Lieblingsspeise, Disteln, alleine fressen durfte.

Pooh's Freund Christopher Robin ist gestorben aus: „Pu der Bär“, A.A.

Milne, Cäcilie Dressler Verlag

Alle sind sie Prototypen in einer Gesellschaft, die ihr eigenes Chaos produziert und auflöst. Es gibt nichts Böses, außer der Sorge, daß etwas Böses passieren könnte, wenn man selbst nicht aufpaßt oder Herz und Verstand verschiedene Dinge sagen. Insofern ist „Pu der Bär“ ein sehr belehrendes Buch. Und, weil es voll ist mit Absurditäten, Nonsense-Versen und dem Glauben an das Gute, eine gleichermaßen vergnügliche wie moralische Lektüre auch für Erwachsene. „Pu ist mein Freund“, stand einmal auf einem Truck in einer längst geräumten Wagenburg.

Aber zu haben ist noch das „Tao Te Puh“, die taoistische Variante, ein Winnie-der- Bär-Kochbuch mit lauter Honiggerichten, eine lateinische Version und natürlich Übersetzungen, weltweit.

Es gab nur einen Menschen, der fast bis zu seinem Lebensende an Winne-the- Pooh litt. Das war Christopher Robin alias Christopher Milne, der Sohn von A.A. Milne. Der Vater, ein bis dahin nicht sehr erfolgreicher englischer Komödienautor und im wirklichen Leben sehr streng, hatte das Buch 1926 für seinen damals dreijährigen Sohn geschrieben – und ihm damit eine schwere Last aufgebürdet. Um das Image des lieben kleinen Jungen loszuwerden, lernte Christopher Milne gar das Boxen, was ihm wenig nützte, weil er Buchhändler in Devon wurde. Dort signierte er widerwillig und gegen Gebühr, die er der Wohlfahrt überwies, die Bücher seines 1956 gestorbenen Vaters. Am Wochenende starb er mit 75 Jahren.

Anita Kugler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen