Die Feuerwehr hilft

■ Die Studienbüros an der TU geben Rat und planen Reformen

In einer Hinsicht ist die TU einzigartig: Nur hier gibt es die sogenannten Studienbüros. 15 professionelle Planungsreferenten beraten die Studierenden auf Fachbereichsebene und helfen die Lehre zu reformieren. An ein Studienbüro wenden sich zum Beispiel Studierende, die Schwierigkeiten mit der Einschreibung haben, weil sie eine Hochschulzulassung ohne Abitur beantragen. Wenn die studentischen Berater im Fachbereich nicht weiterwissen, helfen die Profis im Studienbüro mit ihrem Know-how. Sie kennen die Zulassungs- und Prüfungsordnungen, sind erfahren im Umgang mit Gremien und Professoren. Auf diese Weise bekamen selbst Examenskandidaten, die nach vermasselten Nachprüfungen vor dem Aus standen, noch eine Chance.

Aber auch engagierte Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter wenden sich mit Fragen an die Büros. Wie lassen sich Lehrveranstaltungen sinnvoll planen? Welche Anforderungen stellt die neue Studienordnung? Gibt es Möglichkeiten, mit anderen Fachbereichen zu kooperieren?

Reform der Studiengänge, Evaluation von Lehrveranstaltungen und Interdisziplinarität sind die Ziele, für die Studienbüros eintreten. Das Büro, das sich Diplomingenieur Bernd Fick mit einem Kollegen teilt, verbindet die Fachbereiche 6 und 10, die zahlreiche Studiengänge von der Verfahrens- und Umwelttechnik bis zum Verkehrswesen umfassen. In den Fachbereichen soll man lernen, über den Tellerrand zu schauen, meint Fick. In den allzu technisch orientierten Umweltschutz („Schornsteinpolitik“) habe sein Büro Elemente der Vorsorge integriert. Nach diesem Beispiel könne man alle Studiengänge überprüfen und entrümpeln.

Fick arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Planungsreferent und wird seine Arbeit noch bis 1998 fortsetzen. Dann endet die erste Stufe des Modellversuchs Studienbüro. Bis zum Jahr 2000 scheint das Projekt aus TU-Eigenmitteln gesichert. Ob es dann weitergeht, entscheidet nicht zuletzt die Empfehlung des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung, das die Büros derzeit evaluiert. Ficks Prognose: „Den einzelnen Fachbereichen wird freigestellt werden, ob sie ein Büro einrichten. Sie werden es dann aber aus eigenen Mitteln unterhalten müssen.“

Zur Zeit hat noch nicht jeder TU-Fachbereich ein Studienbüro. In den fünf bestehenden Einrichtungen arbeiten 15 wissenschaftliche Mitarbeiter mit befristeten Verträgen. Die professionelle Arbeit steht für Reformen in möglichst allen Fachbereichen. „Wenn die studentischen Gremienvertreter ihr Studium abschließen, geht viel Wissen verloren“, sagt Fick. „Wie verstehen uns daher auch als eine Art Archiv.“

Als Ansprechpartner werden die Büros von den StudentInnen anerkannt. „Solange die Büros es schaffen, so zu bleiben“, meint Peter Kessler (26), Student im Technischen Umweltschutz, „können sie uns mit ihrem Wissen weiterhelfen.“ Der durchschnittliche Student kümmere sich zwar normalerweise nicht um die Existenz solcher Büros. „Aber wenn er dann plötzlich ein Problem hat, wird das Büro zur Feuerwehr.“ Georg Oppermann