Besinnungslos manieriert: Mark Eitzel ohne seinen American Music Club

Seine Kritiker wußten es schon immer: Mark Eitzel ist ein Jammerlappen, der wegen jeder klitzekleinen Verstimmung gleich mit dem Suizid droht. Außerdem kann der Misanthrop aus San Francisco seinen Weltschmerz nicht für sich behalten und belastet mit seinem Psycho-Müll die Umwelt – so wie Poser eben sind.

Deshalb atmeten viele auf, als sie hörten, daß der Sänger des American Music Club seine Band Anfang Januar 1995 aufgelöst hatte, weil er des AMC nach einem Jahrzehnt überdrüssig geworden war. Doch die Freude kam zu früh. Eitzel machte alleine weiter, sein erstes Solo-Album 60 Watt Silver Lining bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.

Geschmäcklerisch ist sein pianolastiges Debüt geworden – ambitioniert, fast künstlich. Dies alleine dem Gastmusiker Mark Isham anzulasten, wäre zu billig, obwohl der „Soundtrack-Verbrecher“ (Prinz) seiner Lätta-Jazz-Trompete die immergleichen Einbauküchentöne entlockt. Nein, Eitzel ist selber schuld, weil er für Tiefgang und Fortschritt hält, was bloß Manierismus ist. Irgendjemand muß ihm den Floh ins Ohr gesetzt haben, daß es an der Zeit wäre, etwas völlig Neues zu machen: „Mensch, Mark, du bist doch eigentlich ein Crooner, laß doch den Gitarrenkram weg.“

Eitzel selber scheint davon nicht so recht überzeugt zu sein. Den radikalen Bruch hat er nicht gewagt. Mit Daniel Pearson und Bruce Kaphan war die Hälfte seiner alten Mitstreiter an 60 Watt beteiligt. Der wichtigste jedoch nicht. Das Gründungsmitglied Vudi fehlt. Jetzt gibt es keinen mehr, der Eitzel zur Besinnung bringt. Vielleicht übernimmt ja das Hamburger Publikum diesen notwendigen Part. cleg

Di, 7. Mai, 21 Uhr, Knust