„Ein Boykott stand niemals zur Diskussion“

■ Hendrik Lüttmer vom Fanladen des FC St. Pauli über den Spielort Volksparkstadion

Viele Fans des FC St. Pauli sind nicht gerade begeistert, daß das Derby gegen den HSV im Volksparkstadion stattfindet, obwohl der FC ein Heimspiel hat. Hendrik Lüttmer, seit Januar einer der drei Fan-Beauftragten des FC, erklärte der taz, weshalb die Verlegung dennoch „leider notwendig“ ist.

taz: Was haltet ihr vom Spielort?

Hendrik Lüttmer: Sportlich gesehen ist das eine mittlere Katastrophe. Es gibt aber auch noch andere Aspekte, die berücksichtigt werden müssen.

Finanzielle zum Beispiel.

Natürlich, das Geld ist sehr wichtig. Der Verein kann die zusätzlichen Einnahmen gut gebrauchen. Bei einem Spiel am Millerntor hätte es wohl die gleichen Auflagen gegeben wie gegen Hansa Rostock (aus Sicherheitsgründen durften nur 16.000 statt wie normalerweise fast 21.000 Zuschauer ins Stadion; die Red.).

Unterwerft Ihr Euch damit nicht der Vereinsführung?

Was heißt unterwerfen. Wenn man in der höchsten Spielklasse bleiben will, muß man einsehen, daß dafür gewisse Voraussetzungen notwendig sind. Wir akzeptieren diese zwar nicht gerne, müssen es aber wohl oder übel dennoch tun. Ein Boykott des Volksparkstadions stand deshalb auch nie zur Diskussion, zumindest was das Derby betrifft.

Was haltet Ihr von den getrennten Anfahrtswegen, dem sogenannten „Glasgow-Modell“?

Grundsätzlich finde ich die Idee sehr gut, leider hat es beim vergangenen Mal mit der Durchführung gehapert. Da gab es noch diverse Schwierigkeiten am Stadioneingang oder mit den Sonderzügen, die teilweise an den falschen Stationen hielten, so daß die verschiedenen Fangruppen doch aufeinandertrafen.

Wie könnte es besser klappen?

Die Probleme mit den Sonderzügen sind sicherlich auf den damaligen Feierabendverkehr zurückzuführen. Der wird uns am Sonntag ja nicht erwarten. Im Stadionbereich gibt es allerdings noch einiges zu verbessern. Bei dem Andrang kann man nicht nur eine Pforte aufmachen, außer die Verantwortlichen möchten ein Chaos heraufbeschwören. Des weiteren muß besser darauf geachtet werden, daß die St.-Pauli-Fans tatsächlich erst 20 Minuten nach Spielschluß das Stadion gemeinsam verlassen.

Wieso werden ausgerechnet die Fans der Heimmannschaft länger im Stadion festgehalten?

Das liegt an der Größe der Fankurven. In der Westkurve stehen 19.000 Leute und bei uns in der Ostkurve nur 13.000. Deshalb scheint für die Offiziellen das Ganze so besser zu organisieren zu sein. Außerdem werden wir diese Zeit sowieso zum Feiern brauchen.

Fragen: Marcus Scherf