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Feminismus als Selbstverständlichkeit

■ 1. Hamburger Frauenhochschulwoche: Frauenthemen in fast allen Fakultäten Von Sonja Schmitt

Eine Woche lang steht die Hamburger Universität im Zeichen feministischer Wissenschaft. Die 1. Hamburger Frauenhochschulwoche stellt bis zum 10. Mai in über 120 regulären Seminaren und Vorlesungen geschlechtsspezifische Aspekte in den Vordergrund des Lehrbetriebs. „Wir wollen feministische und frauenrelevante Inhalte als Selbstverständlichkeiten in den Lehr- und Wissenschaftsbetrieb einbinden“, erklärt Julia Koppke, Germanistikstudentin und Initiatorin der Frauenhochschulwoche.

Keineswegs aber solle der feministische Schwerpunkt als Alibi für das fehlende frauenpolitische Engagement an der Uni dienen. Hier ist nach wie vor die überwiegende Mehrzahl der ProfessorInnenstellen von Männern besetzt, feministische Forschung wird im Uni-Betrieb noch immer gern anachronistisch belächelt. „Frauenforschung und -förderung bedingen sich gegenseitig“, sagt die Frauenbeauftragte der Uni, Ursula Platzer. Sie fordert einen jährlichen Förderpreis von 20.000 Mark für Wissenschaftlerinnen oder Institutionen, die Hervorragendes in der Frauenforschung leisten. Über ihren Vorschlag wird der Akademische Senat morgen entscheiden.

Die Veranstaltungen der Frauenhochschulwoche, an der sich alle Fachbereiche außer Chemie, Physik und Mathematik (!) beteiligen, sind für alle Studierenden offen. Heute geht es unter anderem um die „offenen Drogenszenen unter geschlechtsspezifischer Perspektive“ (10 bis 14 Uhr, Allende-Platz 1, Raum 245), um „moderne Reproduktionstechniken als Themen des Biologieunterrichts“ (10.15 bis 13.15 Uhr, Von-Melle-Park 8, Raum 23) und „Frauen in der mittelalterlichen Stadt“ (16 bis 18 Uhr, Philturm, Raum 1370). Am Mittwoch findet ein Seminar über „NS-verfolgte Musikerinnen“ (9 bis 11 Uhr, Neue Rabenstraße 13, Raum 7) statt. „Frauen in der Konquista“ (9 bis 10 Uhr, Philturm, Raum F) und die „Armut alleinerziehender Mütter“ (8 bis 10 Uhr, Allende-Platz 1, Raum 245) sind weitere Themen. Am Donnerstag beschäftigen sich SportlerInnen mit „feministischer Sportwissenschaft“ (15.30 bis 18 Uhr, Feldbrunnenstr. 70, Raum 020). JuristInnen untersuchen die Frau als „Täterin, Opfer und Strafjuristin“ (14 bis 16 Uhr, Philturm, Raum A). „Gewalt gegen Frauen“ ist das Thema in der Medizinischen Fakultät (14 bis 15.30 Uhr, UKE AI Hörsaal).

Weil Frauen auch an der Uni vor männlichen Übergriffen nicht sicher sind, wird in der nächsten Woche die „Frauen-Anlauf-Stelle“ eröffnet, eine Beratungsstelle für Frauen, die von Lehrkräften oder Kommilitonen sexuell unter Druck gesetzt werden. Engagierte Studentinnen stellen Kontakte zu Rechtsanwältinnen oder Psychologinnen her und wollen betroffene Frauen unterstützen. Die Beratungen sind vertraulich, die Öffnungszeiten montags von 12 bis 14 Uhr und mittwochs von 16 bis 18 Uhr im AStA, Von-Melle-Park 5, Raum der psychologischen Beratung.

Das Programm der Frauenhochschulwoche gibt's im Uni-AStA, Von-Melle-Park 5.

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