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Tommy ist tot

Die gute Nachricht des Tages kommt aus Offenbach: Die Rettungsversuche für das von der Pleite bedrohte Rock-Musical Tommy, das über eine Auslastung von 45 Prozent nicht hinauskam, sind gescheitert. Trotz neuer PR- Kampagne und einer Auffanggesellschaft, die Offenbacher Kaufleute nach einem Konkursantrag des ehemaligen Betreibers Peter Rieger im Februar 1996 gegründet hatten, stellt das vor gut einem Jahr gestartete Bühnenspektakel seinen Spielbetrieb ein, wie am Montag aus dem Musicalhaus zu erfahren war. Einzelheiten über die genauen Umstände des „Aus“ für die Zehn-Millionen-Mark Produktion wurden zunächst nicht genannt. Besucher der Veranstaltung könnten allerdings mehrere Gründe nennen, warum „Offenbach – die „Stadt der kurzen Wege“ mit „Tommy“ einen Reinfall erleben mußte. Zu den wichtigsten gehören (erstens): „Tommy“ wurde von Pete Townshend komponiert, als es ihm gar nicht gut ging. Bedauerlicherweise gingen die Noten nie verloren. Zweitens: Niemand mag, langsam ertaubend, über zwei Stunden eingeklemmt in einem Sessel sitzen und fürchten, daß ihn später die Offenbacher Feuerwehr daraus befreien muß – kurze Wege hin, kurze Wege her. Und drittens: So viele Schnatzen und Lackaffen hat nicht einmal dieses Land, um jeden Abend in der Woche ein Foyer mit betont junggebliebenen Besuchern zu füllen.

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