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„Leaving Las Vegas“ von Mike Figgis

Das Scheitern mit romantischer Aureole zu versehen, hat nicht nur in dieser Zeitung eine lange Tradition. Wahrscheinlich wieder die Katholiken! Daß der Mensch im Scheitern erkennt, wie eitel... und so weiter. Aber warum genau sich aus verfilmten Trinkerbiographien wie „Barfly“ soviel tragisches Material schlagen läßt, wird mir immer rätselhaft bleiben.

Hier kann, wer mag, Nicolas Cage dabei beobachten, wie er als gefeuerter Drehbuchschreiber Ben seine Abfindung nach Las Vegas trägt, um sich dort zu Tode zu saufen. Dort trifft er nun auf Sera, die zu unserer großen Überraschung ein von der anderen Bettkante gepurzelter Engel ist: Sie ist Prostituierte!

Die Prostituierte und der Dichter, zwei gelbgesichtige Purzel auf dem Weg zur Hölle — kann es Schöneres und Wahreres geben auf dieser Welt? Nein, kann es nicht.

Unbedingt möchte man einen Abend mit diesen beiden netten Menschen verbringen. Flaschen werden serial-gekillt, gluck, gluck. In den Produktionsnotizen lesen wir folgende tiefgründige Bemerkung: „Doch gerade als die Erotik zwischen den beiden sich voll entfaltet, fällt Ben wieder in sein altes Verhaltensmuster zurück, und der Trip endet im Desaster.“

Gluck, gluck, und leider kriegt er nun keinen mehr hoch, denken Sie nur, eben erst ganz zum Schluß, im Tode! mn / Foto: Verleih

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