: Zornige Athleten gegen Sponsoring
■ Samstag Sportler-Demo / Senats-Hilfe für TVdB zu spät?
Am Samstag wollen Bremens Sportler zum ersten Mal seit Menschengedenken auf der Straße Flagge zeigen. Brisanz bekommt die Demo durch den Senatsbeschluß, den Spitzensport - vor allem die Handballprofis des TuS Walle - in den kommenden zwei Jahren mit zwei Millionen Mark aus der Wirtschaftsförderung zu sponsern, während der restliche Sport sich über Kürzungen beschwert. Eine offizielle Meinung zum Senats-Sponsoring hat der Landessportbund zwar noch nicht, intern wird jedoch heftig gemurrt.
Unterdessen scheint die Rettungsaktion für die in der Senatsvorlage als überregionale Imageträger Bremens genannten Volleyballerinnen des TVdB zu spät zu kommen. Der Vorstand hat die Entscheidung vertagt, ob der sportlich errungene Einzug in die Bundesliga auch finanziell möglich ist. Auf vage telefonische Zusagen des Wirtschaftsressorts wolle man sich nicht verlassen, hieß es. Meldeschluß sei der 15. Mai, der Manager sei schon in Urlaub gegangen.
Andere könnten nach Ansicht des grünen Sportpolitikers Martin Thomas in die Bresche springen. Schließlich seien auch Sportschützen und Kegeler Deutsche Meister. Die Tanzformation der TSG Bremerhaven sei öfter im Fernsehen als Walles Handballerinnen.
An protestierender Masse dürfte es nun am Samstag nicht fehlen. 180.000 Menschen sind im LSB organisiert, die nach LSB-Schätzung Sozialarbeit im Wert von 90 Millionen Mark ehrenamtlich leisten und nur ein Prozent des Landeshaushalts bekommen. Der Puls der Sportler ist auf Hundertachtzig, weil dem Sport 100.000 Mark abgezogen und in den Bildungsetat geschaufelt worden seien. Dabei ist die Nutzungsgebühr für Schulturnhallen vom Tisch, nur das Duschgeld soll erhöht werden.
Der Sprecher der Sportdeputation, der CDU-Abgeordnete und Ex-Walle-Manager Jens Eckhoff, versteht die Aufregung ebensowenig wie Sportsenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Der Sport sei in der Kürzungsrunde gut weggekommen und erhalte drei Millionen Mark mehr als 1995, darunter einen Millionenzuschlag vom Wettspiel Super sechs, sagte Eckhoff. Die zwei Millionen aus dem Wirtschaftstopf hätte Breitensport nie bekommen, der Sport insgesamt habe gewonnen.
Für die Demo am Samstag hat der Bremer Fußballverband alle Spiele des Wochenendes abgesagt. Vereine werden sich um 10.30 Uhr in ihren Stadtteilen versammeln: Abmarsch ist am Hauptbahnhof, Berufsbildungszentrum, Goetheplatz, Leipnitzplatz und Grünenkamp. Der TV Eiche-Horn rollt per Fahrradkorso zur Kundgebung um 12 Uhr auf dem Marktplatz, der ATSV Sebaldsbrück hat einen Straßenbahn-Sonderzug geordert. jof
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