■ Soundcheck
: Pro Pain / Fellow Travellers

Gehört: Pro Pain. Das Tour T-Shirt von Pro Pain sieht aus wie aus dem Army-Shop: Ein dicker Panzer rollt dem Besitzer entgegen. Er kann sich aber auch für das mit dem Foto eines toten Kerls entscheiden, den er ohnehin vom Cover der neuen CD The Truth Hurts kennt. Wer so schwere verbale und optische Geschütze auffährt, muß schon hart wie ein Stahlschädel sein. Genau – und die Schweisser aus der Schweiz mit dem dazu passenden Titel des neuen Werkes Eisenkopf ins Vorprogramm nehmen. Musikalische Gewalt ist halt trendy, je böser desto toll. Da Gewalt die einfachste Form der Auseinandersetzung ist, kommt die Musik auch mit subtilem Soundgematsche aus und an. Tonsprünge über die Terz hinaus muß der Metaller bei Pro Pain nicht fürchten, Sänger Gary Meskil hält sich wacker auf der Gröhl-ebene, der übrige Rest unterlegt das ganze mit Verzerrung. Genau das richtige für ambitionierte Headbanger, alle anderen freuten sich über ihre mitgebrachten Ohrstöpsel. mql/Foto: JMS

Gehört: Fellow Travellers. Mit seinem charmant-breiten Lächeln und den unter leicht buschigen Brauen spitzbübisch dreinstrahlenden Augen hätte Jeb Loy Nichols bei einem Gerhard Schröder-Ähnlichkeitswettbewerb durchaus Siegchancen. Andersherum dürfte es schwerer werden, ist der niedersächsische Ministerpräsident doch ein nicht annähernd so guter Songschreiber wie der Sänger der Fellow Travellers. Aber kommt es gerade bei den Erfindern des Folkreggae wirklich auf das einzelne Lied an? Beim Auftritt im gutgefüllten Knust war dem Mann mit dem blumenverzierten Cowboyhemd eher an einem möglichst stimmigen Gesamteindruck gelegen, was ihm und seinen vier Reisebegleitern – vor allem dem Posaunisten und Saxophonisten – auch meist gelang. Die Einzelstücke fanden zueinander wie Band und Publikum, welches den einzigen Fehltritt am Donnerstag abend – die Coverversion von Coltranes A Love Supreme – nicht überbewerten wollte. Gute Laune macht halt großzügig. cleg