■ Schnittplatz
: Gott reformierte Viva

Eigentlich hätte die Pressekonferenz längst anfangen sollen, und allmählich beginnen die Mitarbeiter des Musiksenders Viva 2, dessen Programmreform hier präsentiert werden soll, nervös zu werden. „Hoffentlich kommt Gott jetzt bald“, murmelt ein Mitarbeiter, denn ohne Gott – das wissen alle – läuft hier gar nichts. 20 Minuten nach dem offiziellen Beginn dann ein Aufatmen: Gottes Taxifahrer hat den Veranstaltungsort, eine Hinterhofhalle in Hamburg- Altona, endlich gefunden.

Gott, der in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer von Viva TV gleich was erzählen wird, läßt sich seine Verspätung nicht anmerken. Gott hat naturgemäß alle Zeit der Welt, und deshalb läßt er sich von einer Jüngerin erst einmal die Artikel zeigen, die in den letzten Tagen über ihn geschrieben wurden.

Dann steigt er endlich aufs Podest, der Mann, der am liebsten gar nicht Gott wäre, sondern Minister in Nordrhein-Westfalen, und den man außerhalb von Viva als Dieter Gorny kennt. Jetzt erzählt Gott, und das tut er gern. Gott erzählt, es sei ein „Riesenfehler“ gewesen, daß sich Viva 2, das in Deutschland und der Schweiz 9,34 Millionen Kabelhaushalte erreicht, als „Retro-Sender“ präsentiert habe, und um dieses Image loszuwerden, habe er ein neues Logo in Auftrag gegeben. Gott ist stolz auf die „anspruchsvolle Grafik“, und deshalb hat er ein Videoband mitgebracht. „Band ab“, sagt Gott, und nach ein paar Sekunden herrscht ehrfurchtsvolle Stille im Raum. Gotts Medienpartner staunen, denn das Logo ist – ein Kreuz! Kein normales Kreuz, wie es in der Kirche rumhängt, sondern ein griechisches Kreuz mit etwas längerem horizontalen Balken. Gott – dieser alte Schlawiner– hat sich mal wieder mal echt was Pfiffiges einfallen lassen, denken seine Medienpartner.

Alle sind zufrieden, bis eine von Gotts Medienpartnerinnen eine folgenreiche Frage stellt: „Machen Sie auch ein Film-Magazin?“ – „Ist schon lange geplant“, sagt Gott. Doch dann meldet sich Gotts Programmdirektor, der jetzt auch auf dem Podest stehen darf, und erklärt, warum ein Film-Magazin eigentlich öde sei. Da verfinstert sich Gotts Miene, sein Gesicht verfärbt sich sogar. So hat man Gott lange nicht gesehen!René Martens