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Tödliche Warnung in Kambodscha

■ Der Herausgeber einer regierungskritischen Zeitung wurde auf offener Straße ermordet. Das politische Klima verhärtet sich

Bangkok (taz) – Der Mord an dem prominenten Zeitungsherausgeber Thun Bunly war als Warnung an die gesamte Presse Kambodschas gedacht, glaubt der Präsident des kambodschanischen Journalistenverbandes. „Wir sollen vorsichtig sein und Selbstzensur üben“, so Pin Samkhon am Wochenende. Auf offener Straße und am hellichten Vormittag hatten zwei unbekannte Männer Thun Bunly am Freitag im Zentrum von Phnom Penh erschossen. Die Täter entkamen auf ihrem Motorrad.

Bereits im August vergangenen Jahres war der Journalist von einem Gericht in Phnom Penh zu einer Geldstrafe von fünf Millionen Riel (rund 3.000 Mark) wegen „Verunglimpfung“ der beiden Premierminister verurteilt worden, die sich seit den von der UNO organisierten Wahlen vom Mai 1993 in der Koalition aus ehemaligen Kommunisten und der königstreuen Funcinpec-Partei das Amt des Regierungschefs teilen.

Thun Bunlys Zeitung Odamktek Khmer gehört zu den engsten Unterstützern des ehemaligen Finanzministers Sam Rainsy, der aus seinem Amt geworfen worden war, nachdem er Bestechlichkeit und Unfähigkeit seiner Politikerkollegen angeprangert hatte. Rainsy gründete eine – inzwischen illegale – Oppositionspartei, der der jetzt ermordete Journalist als führendes Mitglied angehörte. Für Rainsy, der am Wochenende trotz des Verbotes durch die Behörden ein neues Büro seiner Khmer Nation Party im Süden des Landes einweihte, ist der Mord ein „klares Zeichen der Einschüchterung.“ Die Regierung in Phnom Penh hat jede Verantwortung für die Tat zurückgewiesen. Informationsminister Ieng Mouly erklärte, sein Ministerium sei „sehr, sehr traurig.“

Im Frühjahr diesen Jahres hat sich das politische Klima in Phnom Penh zwischen den beiden Koalitionspartnern weiter verschärft. Co-Premier Hun Sen, der seit drei Jahren die Macht mit Prinz Norodom Ranariddh – dem Sohn des illustren Königs Sihanouk – teilen muß, fürchtet Verschwörungen allerorten. Beide Regierungsparteien geben einander die Schuld daran, daß die Regierungstruppen im April die Offensive gegen die Roten Khmer wenige Kilometer vor ihrem Ziel abbrachen, wozu die Führung bislang keine plausible Erklärung geben konnte. Jutta Lietsch

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