Das Portrait
: Die harte Ideologin

■ Biljana Plavsic

Ideologen hat der Krieg in Bosnien schon viele hervorgebracht. Biljana Plavsic, die jetzt für ihren Präsidenten Radovan Karadzic die Interessen der bosnischen Serben nach außen vertreten soll, ist jedoch eine der auffälligsten Figuren dieser Spezies. Die entschiedene Antikommunistin wurde 1930 in einer reichen Kaufmannsfamilie in Tuzla geboren. Zwei Jahre lang lehrte und forschte die Biologin in den USA.

Seit 1989 gehört sie zum harten Kern der serbisch- bosnischen Nationalistenpartei SDS. Als Professorin an der Universität von Sarajevo fiel sie schon damals mit ihrer den Nazis entlehnten Weltsicht auf. Sie verglich die Nationen Bosniens mit der Tierwelt. Die stärksten Tiere, die Wölfe, sagte sie, hätten das Recht, die schwächeren Tiere, die Lämmchen und Hühnchen, aufzufressen. Die Botschaft war unmißverständlich.

Ihr schlichter Biologismus befähigte sie offensichtlich zu Höherem: Zusammen mit Karadzic wurde sie in die serbisch-nationalistische Führungstroika geholt. Bei den ersten freien Wahlen in Bosnien-Herzegowina 1990 wurde sie als zweite serbische Vertreterin in das damalige Staatspräsidium gewählt.

Seit Beginn des Krieges in Bosnien umranken sie finstere Gerüchte. So wurde im Mai 1992 in der Stadt erzählt, sie habe alle nichtserbischen Frauen in ihrem Wohnblock im Stadtteil Grbavica in einer Garage eingesperrt. Getreu der Theorie, die muslimischen Frauen würden zu viele Kinder gebären, habe sie versucht, diese Frauen zu sterilisieren. Einige der Frauen sollen während der „Behandlung“ gestorben sein.

Gesichert ist der Bruderkuß mit dem serbischen Extremisten und Auftragsmörder Zeljko Raznjatkovic, genannt Arkan. Als Mitglied einer Kommission der damals noch gemeinsamen bosnischen Regierung sollte sie im April 1992 die Ermordung von Muslimen in Bijeljina untersuchen. Sie tauschte statt dessen Küsse mit dem Schlächter und meinte: „Helden küsse ich immer.“

Plavsic, die von Insidern als Architektin der ethnischen Säuberung bezeichnet wird, würde lieber „Gras fressen, als sich dem Diktat des Westens zu beugen“, wie sie der serbischen Zeitschrift Vreme gestand. Auslandshilfe für die serbische Republik lehnt sie ab, um politische Kompromisse zu vermeiden. Sie will die serbisch- bosnische Republik mit Serbien vereinen. Doch in Serbien hat sie seit 1993 Einreiseverbot. Erich Rathfelder