piwik no script img

Stürmt die Rathäuser!

In Berlin ist es höchste Zeit, den Langmut gegenüber Behörden abzulegen. Die neueste Hiobsbotschaft aus dem „Unternehmen Verwaltung“ lautet: Die Unternehmensberatungen werden das Jahrhundertprojekt „Verwaltungsreform“ nicht mehr mit anschieben. Die Bürokratie soll sich nun also selbst reformieren. Wer's glaubt, wird selig. Seit 200 Jahren hat sich an den administrativen Grundprinzipien so gut wie nichts geändert: Über Hierarchie und die notorisch kostenblinde Kameralistik versucht man noch heute, einen Mammutapparat von knapp 200.000 Staatsdienern zu steuern. Der Versuch des Senats, dies in einem Kraftakt von zwei Jahren zu revolutionieren, war utopisch. Die hochbezahlten Consultants wollten der Bürokratie eine rein ökonomische Steuerung aufsetzen. Die wahren Herren in den Amtsstuben, die allmächtigen Verwaltungsjuristen, hielten dagegen. Und das Publikum, wir, durfte dem Kampf zwischen Buchhaltern und Paragraphenreitern zuschauen.

Nun sind die externen Berater raus. Wenn Ämter und Behörden nicht wieder in die Hände der Bürokraten fallen sollen, müssen die BürgerInnen ran. Stürmt die Rathäuser! Fordert Selbstverständliches ein: Längere Öffnungszeiten! Freundlichen Umgang! Keine Behördenburgen, sondern Zuständigkeiten in kieznahen Bürgerbüros! Der Staat muß Schluß machen mit seinem hoheitlichen Getue. Wir brauchen einen Moderator gesellschaftlicher Prozesse, der die Beteiligung der BürgerInnen nicht als Gnadenakt ansieht, sondern als Bürgerrecht. In der Verwaltung schlummern genug kreative Menschen. Wir müssen sie nur wach küssen. Christian Füller

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen