: Streit um Vietnamesen
■ Spranger wirft Hanoi „vertrags- und völkerrechtswidriges Handeln“ vor
Hamburg/Magdeburg (AP) – Entwicklungshilfeminister Carl- Dieter Spranger wirft der vietnamesischen Regierung „vertrags- und völkerrechtswidriges Handeln“ vor. In einem Interview mit der Bild-Zeitung sagte Spranger, Vietnam versuche sich mit Scheinargumenten dem Rückführungsabkommen mit der Bundesrepublik zu entziehen. „Wir bestehen darauf, daß sich Vietnam an Geist und Buchstaben unserer bilateralen Abmachungen hält“.
In einem von der amtlichen vietnamesischen Nachrichtenagentur VNA verbreiteten Schreiben war die Rede von „unfreundlichen, beleidigenden und unakzeptablen Äußerungen gewisser deutscher Regierungsbeamter“. Der Versuch, die Gewährung von Entwicklungshilfe als Druckmittel einzusetzen, sei anachronistisch, heißt es in dem Brief, der am Montag dem deutschen Botschafter in Hanoi überreicht wurde.
Bundesaußenminister Kinkel hatte Hanoi in der vergangenen Woche in einem Brief vor einer Verschlechterung der Beziehungen gewarnt, falls das 1995 unterzeichnete Rückführungsabkommen nicht umgesetzt werde. In Deutschland leben rund 40.000 illegale Einwanderer aus Vietnam, darunter etwa 10.000 von der DDR angeworbene Arbeiter und 20.000 abgelehnte Asylbewerber. Hanoi hatte sich in dem Abkommen zur Aufnahme von 2.500 Rückkehrern im vergangenen Jahr und von 5.000 in diesem Jahr bereit erklärt. Bislang kehrten nach deutschen Angaben aber erst 69 Vietnamesen in ihre Heimat zurück.
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